Hilden Itterstadt ist voll mit ungepflegtem Grün
Hilden. · Zu viel Unkraut, verdreckte Parks: Darüber regen sich viele Bürger auf. Auch Bürgermeister-Kandidat Claus Pommer bei der RP-Radtour mit den Spitzenkandidaten. Das Problem war schon 2014 Wahlkampf-Thema.
Bürger beschweren sich häufig über den Zustand von öffentlichen Grünflächen. Sie haben recht. Die Pflege lässt in der Tat zu wünschen übrig. Darüber sind sich sogar Rat und Verwaltung einig. Vor gut einem Jahr hat der städtische Bauhof eine sehr umfangreiche Bestandsaufnahme vorgelegt. Ergebnis: Die Mitarbeiter kommen zum Teil nur ein- bis zweimal im Jahr in bestimmte Straßen – weil sie noch so viele andere Aufgaben haben. Mit den vorhandenen Mitteln (Personal und Geld) sei kein bessere Ergebnis zu erreichen.
Mehr als eine Million Quadratmeter Grün hat die Kommune zu pflegen, hinzu kommen fast 12 000 Bäume (ohne Stadtwald). Von den 14 Mitarbeitern der Grünflächenpflege standen 2018 tatsächlich nur etwa fünf für die Grünflächenpflege zur Verfügung, hat der Bauhof ermittelt. Die übrigen hatten andere Aufgaben oder mussten in anderen Bereichen aushelfen.
Zudem gebe es viele kleine und kleinste Grünflächen, die besonders viel Arbeit machen, weil man dort kaum Maschinen einsetzen kann. Deshalb wurden schon einige Grünflächen umgestaltet.
Was ist denn mit Blühwiesen?, fragen viele. Die sehen hübsch aus, geben Insekten Lebensraum und machen wenig Arbeit. Das erste stimmt, das zweite leider nicht. Blühwiesen machen noch mehr Arbeit als der normale grüne Rasen. Weil das Mähgut nach dem ersten Schnitt liegen bleiben muss, damit die Pflanzen aussähen können. Dann muss es in einem zweiten Arbeitsgang aufgenommen werden. Und das Ganze idealerweise zweimal im Jahr.
Dafür fehlen der Stadt Mitarbeiter. Der Bauhof mäht knapp bereits 364 000 Quadratmeter Rasen- und Wiesenflächen in Hilden – ohne Sportplätze und Friedhöfe. Etwa 252 000 Quadratmeter werden 13 bis 16 Mal im Jahr gemäht, wobei das geschnittene Gras liegen bleibt. Rund 30 Prozent der Wiesenflächen (111 000 Quadratmeter) werden nur ein bis zweimal im Jahr gemäht.
Seit 2018 lässt die Stadt auf großen Wiesen stets ein Teil der Gräser stehen. Diese Inseln bieten Insekten, Heuschrecken und Tagfaltern Unterschlupf und Lebensraum. Davon profitieren auch eine ganze Reihe von Vögeln, die dort Nahrung finden.
200 000 Euro zusätzlich für
Fremdfirmen beschlossen
Mit vier zusätzlichen Mitarbeitern sowie 200 000 Euro extra für externe Gärtner ließe sich die Grünpflege wirksam verbessern, hat die Verwaltung schlüssig dargelegt. Nur FDP und Grüne waren bereit, diesem Vorschlag zu folgen. Die SPD wollte nur 200 000 Euro genehmigen, aber keine zusätzlichen Stellen. Die CDU lehnte erst beides ab. Am Ende gab es dann eine Mehrheit für den Beschluss: 200 000 Euro extra für Fremdfirmen, aber keine zusätzlichen Mitarbeiter für die Grünkolonne. Das war im April 2019. Ob das für ein schöneres Hilden reicht, davon können sich die Bürger selbst ein Bild machen.
Inzwischen fehlen im städtischen Haushalt viele Millionen Euro: 7,6 Millionen in diesem und 9,4 Millionen im kommenden Jahr. Damit ist die Ausgleichsrücklage verbraucht. Eine Mehrheit im Stadtrat wollte vor der Kommunalwahl nicht über Einsparungen und Streichung von Angeboten und „freiwilligen Leistungen“ entscheiden.
Dann tauchte auch noch Corona auf: Mit der Pandemie hatte niemand gerechnet. Klar ist schon jetzt: Sie wird die Finanznot der Stadt noch vergrößern: Bis 2024 fehlen der Stadt ohnehin mehr als 44 Millionen Euro. Wie groß die Finanzklemme wird, kann Kämmerin Anja Franke nicht sagen, nur abschätzen: Allein in diesem Jahr werden ihr vermutlich 14 Millionen Euro bei der Gewerbesteuer fehlen, der wichtigsten Einnahmequelle der Stadt. Selbst wenn der Bund davon die Hälfte übernehmen sollte (das wurde in Aussicht gestellt), erhöht sich das Haushaltsdefizit um sieben Millionen Euro auf 14,6 Millionen Euro – nur in diesem Jahr.
Für alle Wünsche und Projekt wird das Geld nicht reichen. Der Stadtrat entscheidet, für was es ausgegeben wird. Ob eine verbesserte Grünpflege dazu zählt, wird man sehen.