Hilden: Fabry - Zeitlose Weisheiten von 1621
Im Originaltext ist Hildens bekanntester Vorfahr schwer lesbar. Ernst Huckenbeck hat deshalb Fabrys „Spiegel des menschlichen Lebens“ auf verträgliche 87 Seiten verdichtet.
Hilden. "Zunächst hatte ich Bedenken, dann ist das Interesse gewachsen und letztlich habe ich es mit großem Vergnügen gelesen", bekennt Ernst Huckenbeck. Die Rede ist von Wilhelm Fabrys 1621 verfassten Werk "Spiegel des menschlichen Lebens". "Da spricht ein 61-jähriger Mann mit viel Welterfahrung nicht allein als Arzt, sondern auch als Christ, der das Wort der Nächstenliebe ernst nimmt."
Ein "ausgesprochen toleranter Mensch" sei dieser berühmte Sohn der Stadt gewesen, ein Frauenversteher obendrein. "Der wäre eigentlich der Richtige für das Amt des Bundespräsidenten." Der 85-jährige Historiker Ernst Huckenbeck, als Buchautor mit Titeln wie "Die Reformationskirche in Hilden" bekannt geworden, hat aus dem ursprünglich 450 Seiten starken, insgesamt 13 000 Verse zählenden Werk (zum Vergleich: Goethes "Faust I und II" umfasst etwa 12 000 Verse) eine nunmehr 87 Seiten starke Geschichte gemacht.
Sein Ziel war es, ein im Hier und Jetzt lesbares Buch für Jedermann vorzulegen. "Das ist noch immer original Fabry. Aber ich habe Stolpersteine behutsam aus dem Weg geräumt." Und derer gab es einige. Rechtschreibung und Interpunktion wurden angepasst und auch Begriffe, deren Wortsinn sich im Verlaufe der Zeiten verändert hat, angepasst. ",Blöde’ hieß zu Fabrys Zeiten nicht wie heute dümmlich’ oder doof’. Damals bedeutete es schwach’", erklärt der Fachmann.
Faksimiles und Randbemerkungen sind ebenso wie im Original eingefügt, das übrigens unter dem Eindruck des damals bereits drei Jahre wütenden 30-jährigen Krieges entstand. Doch viele Themen sind zeitlos, von den Überlegungen zur Rolle des Arztes ("sie sollen Patienten nicht im Unklaren lassen, sondern aufklären. Der Patient sollte tun, was der Arzt sagt - und hinterher das Zahlen nicht vergessen"), über das Wesen der Schule und Kindererziehung bis hin zu Reiseerfahrungen. Wilhelm Fabry hat mit dem Buch seinen Mitmenschen einen Spiegel vorgehalten.
Im Mai 2007 hatten Wolfgang Antweiler, der Projektleiter des Wilhelm-Fabry-Jahres, und Ernst Huckenbeck in Vorbereitung auf das Jubiläum erstmalig über das Buchprojekt gesprochen. "Ich hätte mir keinen anderen Bearbeiter wünschen können", lobt Antweiler. "Ich schätze seine sorgfältige, akribische und gute Arbeit."
Der so Gelobte möchte "Wilhelm Fabry den Hildenern als Menschen näher bringen". Schließlich reiche es nicht, bloß eine schöne Büste des berühmten Mannes am Markt stehen zu haben. Die Auseinandersetzung mit seinen Büchern lohne unbedingt. "Außerdem ist das ein Beitrag, der über den jetzt gefeierten 450.Geburtstag hinaus reicht", freut sich Nicole Anfang vom Fabry-Museum.