In Langenfeld gibt es 200 Kita-Plätze zu wenig
Die geplanten Neubauten werden frühestens 2017 fertig. Die Asylkrise verschärft die Situation.
Langenfeld. In dieser Woche war ein Wetter, wie es die „Waldzwerge“ lieben. Knackig kalt und sonnig — da können sich die Zwei- bis Sechsjährigen aus dem Wiescheider Waldkindergarten nach Herzenslust draußen austoben. Bisher haben die 20 Kinder den „Spielplatz“ Wald am Wenzelnberg weitgehend für sich. Das könnte sich ab dem kommenden Kita-Jahr ändern. Grund: Die Stadt erwägt „sehr kreative Lösungen“, um die sich auftuende Lücke an Kita-Plätzen zu schließen. Rechnerisch ist es sogar ein riesiges Loch, das da vor Ulrich Moenen, dem zuständigen Fachbereichschef im Rathaus, klafft: Auf 172 zum Sommer frei werdende Kita-Plätze für Über-Dreijährige kommen nach aktuellem Stand 249 Anmeldungen. Bei den Unter-Dreijährigen sieht es noch dramatischer aus: Für 308 verfügbare Plätze liegen 511 Anmeldungen vor.
Zwar dürften laut Moenen etwa 80 Kleinkinder bei den in Langenfeld offiziell gemeldeten Tageseltern unterkommen (insgesamt 160 Plätze), doch bleibt auch dann die „Unterdeckung“ erheblich: Bei zurzeit 1833 Kita-Plätzen in den 26 hiesigen Kindergärten fehlen demnach 200 Kita-Plätze — 123 im U 3- und 77 im Ü 3-Bereich. Erfahrungsgemäß — sagte Moenen jetzt im Jugendhilfeausschuss — lasse sich der angemeldete Bedarf in Gesprächen mit Eltern noch etwas herunterhandeln: „Nicht alle, die ihre Kinder angemeldet haben, fordern den Platz auch ein“, erklärte der Dezernent mit Blick auf „vorsorgliche“ Anmeldungen durch Eltern.
Doch auch dies ändert wenig an der Dimension der Lücke: „Wir geraten unter Druck“, räumt Moenen ein. Heißt: Tut sich nichts, drohen Klagen, von denen Langenfeld bislang verschont geblieben ist. Denn seit 2013 haben Kinder hierzulande ab dem ersten Geburtstag einen Rechtsanspruch auf Betreuung in einer Kita oder bei einer Tagesmutter. Lösungen müssen also her — doch welche?
Ulrich Moenen, Fachbereichsleiter
Die nächsten geplanten Kita-Neubauten werden wohl frühestens 2017 beziehungsweise 2019 (siehe Info-Box) fertig. Kurzfristig anderweitig genutzte Räumlichkeiten zu finden ist laut Moenen alles andere als ein Kinderspiel. Schon allein wegen der Einwanderungskrise, die die Stadt in eine Raumnot gestürzt hat. Inzwischen rund 1000 Asylsuchende in Langenfeld verschärfen auch den Kita-Platz-Mangel.
Wie sehr, das hängt davon ab, für wie viele der derzeit zirka 120 unter sechsjährigen Flüchtlingskinder eine Betreuung gewünscht wird. „Not macht erfinderisch“, sagt Moenen und liebäugelt deshalb mit weiteren „Überbrückungsmöglichkeiten“ — so wie im laufenden Kita-Jahr, als die Kindergärten St. Paulus und St. Barbara je eine zusätzliche Gruppe einrichteten, weil noch Platz war in den Räumlichkeiten der Pfarrgemeinde. Zudem erwägt die Stadt nun nach dem Vorbild anderer Kommunen so genannte Wander-, Erlebnis- oder Waldgruppen. „Diese werden an eine Einrichtung angedockt, so dass der zusätzliche Raumbedarf gering ist.
Dabei kann die Gruppe, die sich überwiegend außerhalb der Kita aufhält, auch wochenweise wechseln“, erklärt der Fachbereichschef. Eltern, die an der Waldpädagogik interessiert sind, gebe es genug, sagt auch Beate Radeke, die den Waldkindergarten in Wiescheid leitet. Allerdings warnt sie: „An den Stellen, wo sich die Kinder regelmäßig aufhalten, wächst — zugespitzt formuliert — kein Gras mehr.“ Grundsätzlich aber sieht die 53-Jährige Waldgruppen von Hauskindergärten positiv: „Eine intensive Naturerfahrung ist jedem Kind zu wünschen. Warum nicht verstärkt auch außerhalb der Nische, in dem sich die Waldkindergärten noch befinden?!“