Langenfeld/Monheim Ticket-App unterschlägt günstigsten Tarif

Langenfeld/Monheim. · Bahn-App weist den Weg von Düsseldorf nach Langenfeld billiger aus als nach Leverkusen.

Die Ticket-App zeigt verwirrende Ergebnisse an.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Idee klingt eigentlich schlüssig und kundenfreundlich: Wer mit Bahn oder Bus in einen angrenzenden Verkehrsverbund reisen und das Ticket auf seinem Smartphone lösen will, musste bislang mehrere Apps installieren. Damit ist nun Schluss: Die Deutsche Bahn stellte zur Vereinfachung ihren DB-NRW-Navigator zur Verfügung. Doch diese neue App „mobil.nrw“ zeigt kuriose Fahrtarife an, hat Bahnkunde Siegfried Grass festgestellt: „Ich komme von Düsseldorf aus damit günstiger nach Leverkusen als nach Langenfeld, obwohl das doch auf derselben Strecke näher an Düsseldorf liegt“, berichtete Grass im Gespräch mit unserer Zeitung. Und das liegt am Übertritt zwischen den beiden Verkehrsverbünden Rhein-Ruhr (VRR) und Rhein-Sieg (VRS).

Nach Langenfeld kostet es
sechs, nach Leverkusen 4,77 Euro

Tatsächlich zeigt der Blick auf die mobil.nrw-App: Die Einzelfahrt mit der S 6 jeweils vom Hauptbahnhof Düsseldorf aus kostet zum Langenfelder S-Bahnhof per Handy sechs Euro, nach Leverkusen indes 4,77 Euro. „Natürlich gelten die Preise auch für die Gegenrichtung“, sagt Grass und hat für sich selber eine kostenmindernde Möglichkeit herausgefunden: „Wer in Langenfeld einsteigt, bucht einfach beispielsweise eine Fahrt ab Leverkusen-Rheindorf aus dem VRS-Gebiet nach Düsseldorf, was ja online leicht möglich ist.

Eine Bahnsprecherin räumte auf Anfrage Ungereimtheiten dieser Art ein. „Die Tarifgestaltung obliegt den insgesamt vier Verkehrsverbünden in NRW, nicht der Bahn.“ Die mobil.nrw-App ermögliche es den Kunden, auf alle Fahrpläne und Tickets zuzugreifen. Doch die uneinheitlichen Ticketpreise führten über die Verbundgrenzen hinweg dazu, dass der günstigste Tarif über die App nicht klar zu erkennen sei.

So lässt sich, wie Grass zeigt, für gelegentliche Fahrten von Düsseldorf nach Köln durch eine Stückelung Geld sparen. Das Einzelticket per Handy kostet 10,71 Euro. Wer indes für die genannte Fahrt nach Leverkusen 4,77 Euro gezahlt hat und dann im Zug rechtzeitig ein Ticket für die Strecke im VRS von Leverkusen nach Köln für 3,60 Euro löst, spart bei solch einem Einzelticket 2,34 Euro. Dass der VRS für Kunden preisgünstiger als der VRR ist, zeigt sich auch in den 4,77 Euro für die 28 Minuten dauernde Fahrt von Langenfeld zum Kölner Hauptbahnhof gegenüber den oben genannten 6 Euro für die 22-minütige S 6-Reise ab Langenfeld zum Düsseldorfer Hauptbahnhof. Diese Preise gelten nur für Nahverkehr (also nicht ICE), aber von Düsseldorf nach Köln fahren ja auch Züge des Regional-Express (RE), die nur unwesentlich länger brauchen.

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst hatte bei der Vorstellung der mobil.nrw-App am Montag betont, der ÖPNV werde nun konsequent aus Kundensicht gedacht. Der Ticketkauf scheitere nicht mehr an Verbundgrenzen. Und Detlef Neuß vom Fahrgastverband Pro Bahn NRW lobt insbesondere die Bedienerfreundlichkeit. „Ich muss kein Tarifexperte sein, um den günstigsten verbundübergreifenden Tarif herauszubekommen.“ Offensichtlich doch, meint Grass mit Blick auf die von ihm genannten Beispiele. „Die neue App macht den Tarifdschungel keineswegs einfacher – außer man bezahlt einfach einen höheren Preis.“