Langenfeld Stadt wünscht sich Frühwarnsystem für Schulschwänzer

Langenfeld · In seinem Bericht Schulabsentismus beschreibt Jerome Schneider die Arbeit mit schwierigen Familien.

Jerome Schneider von der Fachstelle Schulabsentismus kümmert sich um Schulschwänzer.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Seit April 2021 kümmert sich Jerome Schneider von der Fachstelle Schulabsentismus um Schülerinnen und Schüler, die regelmäßig die Schule schwänzen. Seit der Installation der Stelle sind die Fallzahlen kontinuierlich angestiegen: Nach zwei Höhepunkten im Januar und April 2022 (über 40 Fälle) fiel die Kurve im Sommer 2022 wieder auf 30 Fälle, um dann in mehreren Wellen auf knapp 40 Fälle anzusteigen. Der aktuelle Stand im Januar: 38 Schüler, deren Platz in der Klasse oft leer bleibt.

„Ein Großteil der Fälle ist durch ihre Komplexität sehr zeitintensiv und bündeln viele Ressourcen“, heißt es im Sachstandsbericht der Fachstelle. Als aufwändig stelle sich oft schon das Klären der Lebensumstände heraus, was erfordere, dass die Fachstelle alle Beteiligten kenne und diese an einer Zusammenarbeit interessiert seien. Oft stelle sich heraus, dass schon andere, anders ausgerichtete Hilfsanbieter in diese Fälle involviert seien und ein gewisser „Beratungsfrust“ eingetreten sei: Hier sei der Zugang oft erschwert.

Bei vielen der Fälle sei die Schwänzerei bereits chronisch und die Familiensituation so verfahren, dass man schon längere Zeit dranbleiben müsste, um Erfolg zu haben. Bisher aber habe man es mit Langzeitklienten und Wiederzuweisungen durch die Schulen zu tun. Auch einige Eltern meldeten sich nach scheinbar abgeschlossenen Prozessen erneut. In vielen Fällen seien aber auch Fortschritte und Verhaltensänderungen bei den Schülern – denn mehrheitlich sind die Schwänzer Jungen – zu verzeichnen.

Als nicht umsetzbar habe sich der erste Ansatz herausgestellt, die Schüler an ihren Wohnorten aufzusuchen, heißt es in dem Bericht. Bei einem gewissen Teil der Klientel sei trotz intensiver Beratung in Zusammenarbeit mit den Schulen, der Schulsozialarbeit und dem Jugendamt „keine positive Veränderung der Situation“ zu erkennen. Ein schier unüberwindliches Hindernis für die Arbeit der Fachstelle seien die „fehlende Elternmitwirkung“ und „schwierige familiäre Strukturen“. Allein aufgrund der Freiwilligkeit des Angebots seien die Einflussmöglichkeiten begrenzt. Anders sei das Bild bei Schülern, deren Eltern die Hilfe annehmen: Dann verändere sich die schulische Situation ins Positive.

Was die Erfolgsaussichten der Fachstelle laut Bericht auch deutlich verbessere, sei, dass die Schulen immer häufiger (recht)zeitig Kontakt aufnähmen, so dass eine Chronifizierung des Schwänzens verhindert werden könne und frühzeitig mit Eltern und Schülern Lösungswege entwickelt werden könnten. In der Vergangenheit sei dies erst mit großer Verzögerung geschehen. Die Fachstelle geht aber auch von einer hohen Dunkelziffer aus, weil inzwischen immer mehr Fälle aus Grundschulen gemeldet werden. Den Elementarbereich ebenfalls noch abzudecken, dazu sei die Fachstelle personell nicht ausreichend aufgestellt, heißt es in dem Bericht.

Schneider wünscht sich ein mit allen Langenfelder Schulen abgestimmtes Frühwarnsystem „Schulabsentismus“. Bei einer bestimmten Fehlstundenzahl sollten ihm die Schulen die betreffenden Fälle melden. Danach würden die Klassenlehrer und die Fachstelle die Fehlstunden bewerten, um zu überlegen, inwieweit Handlungsbedarf besteht und dann frühzeitig Gesprächsangebote an die Eltern zu machen.