Mehr Obdachlose befürchtet
Im Sozialausschuss beklagt Schuldnerberater Markus Miller steigende Mieten und Stromkosten in Monheim.
In Monheim werden künftig mehr Menschen im Winter in kalten Wohnungen sitzen, immer mehr Menschen werden in die Obdachlosigkeit abgleiten. Diese düstere Prognose zeichnet Markus Miller, Schuldnerberater und stellvertretender Vorsitzender des Vereins Beratungscentrum, im Sozialausschuss. Vorrangig gehe es bei der Beratung um die Existenzsicherung, den Erhalt der Wohnung. Das Problem: Die LEG erhöhe im Schnitt alle acht Monate die Mieten.
Auch die Kosten für den Bezug der Fernwärme seien „rapide gestiegen“. Da das Jobcenter diese Kosten gedeckelt habe, fürchte er, dass „die RWE vielen meiner Klienten die Heizung abdrehen“ werden. Er habe die Erfahrung gemacht, dass der Versorger „schlicht oft falsche Rechnungen“ stelle, bemerkt Ratsherr Manfred Poell (Grüne), Energieberater bei der Verbraucherzentrale Langenfeld. Eine Korrektur der Rechnungen erwirken zu wollen, sei aussichtslos, ergänzt Miller. Auch Dr. Norbert Friedrich, Vorsitzender des Mieterbundes, bestätigte, dass die „horrend gestiegenen Heizkostenabrechnungen“ nicht allein auf das Fehlverhalten der Mieter zurückzuführen seien. Die Mieterhöhungen stünden in Zusammenhang mit den von der LEG angekündigten Sanierungen, gibt Bürgermeister Daniel Zimmermann die Erklärung. Städtebaulich sei nicht wünschenswert, wenn diese Investitionen unterblieben.
Er gehe davon aus, dass es im Gesamtbestand bestimmt auch günstige Wohnungen gebe. Tatsächlich würden viele seiner Klienten vom Jobcenter aufgefordert, in günstigere Wohnungen umzuziehen, zeigt Miller, dass dieser Ansatz nicht greift. Denn es handele sich oft um Singles, im LEG-Bestand dominierten aber Drei-Zimmer-Wohnungen, die auf Familien ausgelegt seien. Die LEG führe eine Warteliste, auf der 60 bis 70 Personen stünden, die eine kleinere Wohnung benötigten. Seitdem die Stadt ihre Zuschüsse für das Beratungscentrum um 20 000 Euro aufgestockt hat, beträgt die Wartezeit auf ein Entschuldungsverfahren „nur noch“ acht Monate, erklärt Miller. 2014 nahm die Schuldnerberatung 372 neue Klienten auf. Bevorzugt werden Bezieher von Arbeitslosengeld II mit Berechtigungsschein des Jobcenters behandelt. Bei der Kurzberatung im Rahmen der donnerstäglichen Sprechstunden gehe es primär um Fragen der Existenzsicherung. Bei der Einkommensüberprüfung stelle er oft fest, dass 50 bis 60 Prozent der Bescheide des Jobcenters falsch seien, so Miller. „Die Klärung braucht oft Monate“.
Die Schuldnerberatung werde zunehmend von Rentnern aufgesucht. Und auch wenn bei ihnen die Scheu, „Geld vom Amt zu nehmen“, groß sei, schicke er sie oft erst einmal zum Sozialamt, damit sie eine Grundsicherung beantragen, so Miller.