Langenfeld Das Wort der Hebammen hat Gewicht
Langenfeld. · Am 5. Mai ist der internationale Hebammen-Tag. Silvia Ploemacher ist leitende Geburtshelferin in Langenfeld und seit 27 Jahren im Beruf.
Silvia Ploemacher (53) hat schon viele Babys auf die Welt gebracht. Wie viele, das kann sie gar nicht mehr zählen. Schließlich übt die leitende Hebamme am Langenfelder St.-Martinus-Krankenhaus ihren Beruf inzwischen seit 27 Jahren aus. „Ich habe auch einige meiner Nichten und Neffen entbunden.“ 1993 hat sie direkt nach dem Examen in Richrath begonnen. Zuerst in Vollzeit, jetzt mit einer 80-Prozent-Stelle. Die Leitung teilt sie sich mit ihrer Kollegin Barbara Palm. Babys auf die Welt zu bringen sei jedes Mal etwas Einzigartiges. Eine Geburt bedeute zwar viel Stress, aber auch viel Freude. „Geburten haben etwas Verzaubertes“, sagt die Langenfelderin. „Und es geht immer um zwei Menschenleben.“
Oberstes Gebot ist Konzentration und ständige Wachsamkeit
Und weil jeder Mensch bekanntermaßen anders ist, erlebt sie in ihrem Arbeitsalltag trotz aller notwendigen Routine einfach keine Langeweile. Ganz wichtig sei es, „nie den Respekt zu verlieren“. Denn binnen Sekunden könne im Kreißsaal ein Notfall entstehen. Hellwach und konzentriert bei der Arbeit zu sein, ist oberstes Gebot.
Silvia Ploemacher mag das selbständige Arbeiten auf der gynäkologischen Station, und sie freut sich über das Vertrauen, das Chefarzt Detlev Katzwinkel und sein Team den Geburtshelferinnen entgegen bringen. „Auf das Wort der Hebammen wird gehört. Wir dürfen viele Entscheidungen treffen.“ Natürlich komme immer ein Arzt zur Geburt dazu.
Zehn Hebammen arbeiten im Wechsel im Richrather Krankenhaus. Alle sind Teilzeitkräfte und kümmern sich um die Vor- und Nachsorge der Mütter. Sie sind bei der Geburt dabei, übernehmen die Wochenbettbetreuung, bieten Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse an. Bis zu acht Wochen nach der Geburt sei sie für die Familien da, berichtet Ploemacher. Habe die Mutter beispielsweise Probleme beim Stillen, besuche sie die täglich. „Es gibt da kein Schema.“
Kurz vor der Geburt werden die Herztöne des Kindes abgehört, es wird eine Ultraschallaufnahme gemacht, und der Muttermund der Gebärenden wird untersucht. Die Hebammen klären die Eltern auf und beruhigen sie.
Silvia Ploemacher genießt die Sicherheit im Krankenhaus. Hausgeburten habe sie nie übernehmen wollen. „Hier haben wir nur die unkomplizierten Geburten.“ Kinder, die beispielsweise zu früh auf die Welt kommen, würden in großen Häusern – beispielsweise in der Uniklinik Düsseldorf – auf die Welt gebracht. Dort gebe es auch die notwendige intensivmedizinische Betreuung.
Viele Mütter kommen auch noch einmal vorbei, wenn die Kinder größer sind. Besonders schön sei das jährliche Namensfest am St.-Martinus-Krankenhaus im November. Dazu sind alle Eltern eingeladen, die im vergangenen Jahr dort entbunden haben. Und erst in der vergangenen Woche sei eine junge Frau mit ihrer Mutter zur Geburt nach Richrath gekommen, „die ich selber entbunden habe“. Eine schöne Wertschätzung, findet die Hebamme.
Niemand denkt in der Krise daran, die Arbeit einzustellen
Die Corona-Pandemie hat auch die Arbeit der Hebammen verändert. „Ich habe sechs Kolleginnen, die über 50 Jahre alt sind. Einige sind chronisch krank“, berichtet sie. Dennoch überlege niemand, seine Arbeit einzustellen. Sie ist froh, dass die werdenden Eltern sehr verständnisvoll sind. „Alle, die zu uns kommen, benutzen eine Maske.“ Auch während der Geburt müsse ein Mund-Nasenschutz getragen werden. Väter dürften aber weiter dabeibleiben. „Das ist toll. Schließlich ist es ein ganz besonderes oder sogar einmaliges Ereignis für sie.“ Natürlich müssten die Hebammen die Neugeborenen beispielsweise beim Wiegen berühren. Bei Hausbesuchen werde wegen der Abstandsregeln darauf geachtet, dass keine Geschwisterkinder im Raum sind. „Es machen alle gut mit.“ Silvia Ploemacher hat nach der Schule zunächst eine Ausbildung zur Arzthelferin absolviert und dann in einer gynäkologischen Praxis gearbeitet. Sie durfte bei einem Kaiserschnitt im Richrather Krankenhaus dabei sein und begleitete als 19-Jährige ihre ältere Schwester bei deren Entbindung. Diese Erfahrungen weckten damals bei ihr den Wunsch, sich weiterzubilden, Und sie bewarb sich bundesweit für einen Ausbildungsplatz als Hebamme. 1990 begann sie in Wuppertal die dreijährige Lehre.