Städte schaffen Platz für Flüchtlinge
In beiden Kommunen steigt die Zahl der Asylbewerber. Die Hilfsbereitschaft vor Ort ist groß.
Marion Prell findet durchaus deutliche Worte für die aktuelle Situation. „Die Belastung ist groß“, sagt die Erste Beigeordnete der Stadt Langenfeld, „Und sie wird in den kommenden Monaten noch größer.“ Die Lage sei fast vergleichbar mit der großen Flüchtlingswelle in den 1990er Jahren als der Krieg in Jugoslawien tobte. „Die Zahlen entwickeln sich in diese Richtung — und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht.“ Im Moment wohnen 375 Asylbewerber in Langenfeld, davon rund 100 aus den sogenannten „sicheren Herkunftsländern“. Letztere können sich eigentlich nicht auf das Asylrecht berufen — es sei denn, sie weisen nach, dass sie in ihrer Heimat politisch verfolgt werden. Einige Staaten des westlichen Balkans gehören in diese Kategorie.
„Bis über den Aufenthaltsstatus entschieden ist, müssen wir auch diese Menschen versorgen“, sagt Prell. Das nehme Kapazitäten in Anspruch, die für Kriegsflüchtlinge aus Syrien, der Ukraine oder anderen Ländern gedacht seien. Die Flüchtlinge leben unter anderem in Wohnheimen an Kölner Straße, in Alt Langenfeld, am Winkelsweg oder in der Turnhalle Am Hang.
Am Winkelsweg wird derzeit für 1,5 Millionen Euro ein weiteres Gebäude mit 105 Plätzen gebaut. Der Rohbau ist bereits fertig. Auf dem Gelände der LVR-Klinik wird zudem ein Haus entsprechend umgebaut und saniert — für 480 000 Euro. 80 weitere Plätze sollen so entstehen. Die Turnhalle Am Hang soll dann nur noch als „stille Reserve“ dienen, sagt Prell:
„Wir wollen auf alles vorbereitet sein.“ Kritik übt sie an den illusorischen Vorstellungen der Landes- und Bundesebene. „Binnen kürzester Zeit müssen wir Bettenzahlen bereithalten, die einfach unrealistisch sind.“ Das setze Kommunen unter Druck. Das Land übernimmt knapp die Hälfte der Ausgaben, aber der Rest bleibe an den Städten hängen.
Ähnlich sieht die Lage in Monheim aus, wo durch die kurzfristige Anmietung von inzwischen 61 Wohnungen der LEG Immobiliengesellschaft im Berliner Viertel Zeit zum Handeln gewonnen wurde. Insgesamt 360 Flüchtlinge leben derzeit in Monheim. Laut Dietmar Marx vom Bereich Ordnung und Soziales sind rund 60 Prozent von ihnen aus sicheren Herkunftsländern. Sie sind demnach „geduldet bis zur Abschiebung“. Bis Ende des Jahres rechnet er mit knapp 500 Flüchtlingen in der Stadt. Am Wohnheim Niederstraße wird daher ein weiteres Gebäude geplant. Die Kosten seien noch unklar. „Wir setzen aber weiter auf dezentrale Unterbringung — ohne dabei auf städtische Immobilien zurückzugreifen.“ Hinzu kommen jährliche Zuschüsse in Höhe von insgesamt 190 000 Euro an den katholischen Sozialdienst SKFM und das Beratungscentrum, die Asylbewerbern helfen, sich in ihrer neuen Situation einzufinden — mit Deutschkursen, Unterstützung bei Behörden- und Arztbesuchen sowie alltäglichen Hilfen.
Von Fremdenfeindlichkeit kann in beiden Städten indes keine Rede sein — im Gegenteil. Engagement und Hilfsbereitschaft aus der Bürgerschaft seien groß, bestätigen Marx und Prell. Kirchen, private Flüchtlingshilfe und Vereine leisten demnach viel. Es sei allerdings auch Aufgabe von Bund und Land, diese Stimmung zu erhalten, findet Prell: „Die Kommunen brauchen mehr Unterstützung für diese Aufgabe.“