Vor 100 Jahren Große Luftschiffe und Kleinkriminelle
Mettmann · Wir blättern durch die Mettmanner Zeitung von vor 100 Jahren: Wenige Wochen nachdem die Deutschen einen Zeppelin über den Großen Teich geschickt haben, bauen die Engländer ein noch größeres Luftschiff. Auf der zweiten Seite widmet sich die Redaktion ausgiebig dem Verbrechen.
(Red) Noch haben die britischen Besatzer das Sagen in Köln, womöglich aber nicht mehr lange: Auf ihrer Titelseite vom 20. November nimmt die Mettmanner Zeitung Bezug auf einen Bericht der Daily Mail. Sollte Deutschland die Alliierten davon überzeugen können, dass es seine Entwaffnungsverpflichtungen erfüllt habe, könnten die Truppen möglicherweise schon zu Beginn kommenden Jahres aus der Domstadt abgezogen werden. Als Termin steht der 10. Januar 1925 im Raum. Weiter unten auf der ersten Seite der Zeitung finden wir einen Hinweis, dass Wettrüsten nicht erst im Kalten Krieg angesagt war, sondern selbstverständlich auch zwischen den beiden Weltkriegen. Das muss nicht ausschließlich militärischen Zwecken dienen. In Großbritannien wird ein Riesenluftschiff gebaut, das dreimal so groß sein soll wie das bisher größte Luftschiff. Erst wenige Wochen zuvor hatten die Deutschen einen Zeppelin über den Atlantik nach New York geschickt.
Hat Verbrechen vor einem Jahrhundert Hochkonjunktur? Dieser Eindruck drängt sich geradezu auf, wenn man zur zweiten Seite der Zeitung umblättert. In Styrum dringen Unbekannte in einen Stall ein, schlachten ein drei Zentner schweres Schwein und transportieren das Fleisch laut Spurenlage mit der Schubkarre nach Oberhausen. Die Redaktion betitelt diese Meldung als „Diebesfrechheit“. In Wattenscheid werden zwei gefährliche Kirchenräuber gefasst. Sie sollen in der Propsteikirche zunächst am Gebet teilgenommen und dann in den Opfertopf gegriffen haben. Einem Polizisten fallen die Männer nur deshalb auf, weil dieser sich bei der zufälligen Begegnung kurz nach der Tat daran erinnert, einen der beiden Männer 15 Jahre zuvor wegen eines Diebstahls verhaftet zu haben. Manchmal hat Kommissar Zufall einfach nur ein gutes Gedächtnis. Warum stehlen, wenn man Geld selbst herstellen kann? Dies denken sich Falschmünzer, die der Polizei in Magdeburg ins Netz gehen. Millionenscheine seien in ihrer Werkstatt produziert worden, berichtet die Redaktion. Die Orgie des Verbrechens rundet in dieser Ausgabe ein Raubmörder ab, den die Polizei in einer Alphütte bei Sonthofen festnimmt. Er soll einen Stationskommandanten getötet haben.