Faulstellen entdeckt Eschensterben: Rodung von 18 Bäumen
Erkrath · Laut Stiftung Naturschutzgebiet Bruchhausen werden die Bäume Ende Februar an der Straße Thekhaus und im Bereich Neanderkirche/Friedhof aus Sicherheitsgründen gefällt.
(Red/hup) Die insgesamt 18 betroffenen Bäume sind Teil einer Waldfläche, deren Eigentümerin die Stiftung ist. „Die Bäume sind allesamt abgestorben oder stark durch das Eschentriebsterben, Trockenheit und Fäulnis geschädigt. Sie sind daher nicht mehr standfest“, erläutert der Stiftungsvorsitzende Alexander Schulze.
In den vergangenen Wochen und Monaten seien immer wieder Bäume an den Faulstellen gebrochen. Dies mache deutlich, wie dringlich die Fällungen seien. Denn bei dem Asphaltweg am Thekhauser Bach und dem Fußweg Neanderkirche Richtung Thekhaus handelt es sich um von vielen Bürgern genutzte Verbindungswege zwischen Alt-Hochdahl und dem Neanderthal Museum beziehungsweise dem neuen Steinzeitspielplatz. Die Stiftung bittet Fußgänger und und Radfahrer, auf die Fällarbeiten Rücksicht zu nehmen und kurzfristige Sperrungen zu respektieren.
Die betroffenen Waldstücke
sind besonders geschützt
Die betroffenen Waldstücke sind Teil des FFH-Gebiets (Abkürzung für Fauna-Flora-Habitat) Neanderthal und als Erlen-Eschen-Auenwald besonders geschützt. Die Baumfällungen erfolgen daher in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde. Insbesondere auf Amphibien und die lebensraumtypische Bodenflora werde beidenden Fällungen besondere Rücksicht genommen, versichert Alexander Schulze: „Eine entsprechende naturschutzfachliche Expertise wird berücksichtigt. Es ist nicht auszuschließen, dass schon im Herbst weitere Bäume weichen müssen.“
Das durch den Pilz „Falsches Weißes Stängelbecherchen“ (Hymenoscyphus fraxineus) verursachte Eschentriebsterben bedroht seit etwa 2006 die Eschenbestände in Mitteleuropa. Der aus Ostasien stammende Pilz ist verantwortlich für das Absterben von Blättern und Trieben und bedingt, besonders in feuchten Lagen, eine Fäulnis im unteren Stamm- und Wurzelbereich, was letztlich zum Verlust der Standfestigkeit führt. Beide Phänomene sind laut Schulze im Neandertal zu beobachten. Viele Eschen dort hätten „eine kritische Schadschwelle“ erreicht. Eschen, die keine Verkehrsgefährdung darstellten, würden in der Regel im Wald belassen. „Wir hoffen, dass sich dadurch Baumindividuen entwickeln, die resistent sind gegen den Pilz“, erläutert Schulze.
Im Unterschied zum menschengemachten Klimawandel, spätestens seit dem Hitzesommer 2018 als Treiber eines neuen „Waldsterbens“ in der breiten Öffentlichkeit bekannt, sei das Eschentriebsterben auf eingeschleppte Organismen im Zuge des globalen Handels zurückzuführen. Als weitere Beispiele für diesen Zusammenhang benennt Schulze das Ulmensterben sowie die Rußrindenerkrankung am Ahorn. Durch beide Aspekte, Klimawandel und neue Schadorganismen, stehe der Wald massiv unter Druck.
Die Stiftung bedauert, dass die Eschen am Thekhaus und weiterer fünf Bäume im Bereich Neanderkirche/Friedhof gefällt werden müssen. Naturnaher Wald sei ein wichtiger Rückzugsraum für die Natur. gerade in einem Ballungsgebiet. „Der betroffene Eschen-Erlen-Auenwald ist als wertvoller Waldlebensraum und durch EU-Recht besonders geschützt. Zudem ist der Wald in Stadtnähe auch für die Erholung der Menschen wichtig.“
So groß der Nutzen des Waldes gerade im Ballungsraum ist, so schwierig ist dort der Erhalt alter und/oder ökologisch wertvoller Bäume, sagt Alexander Schulze. Eine hohe Wegedichte mache dort immer wieder Verkehrssicherungsmaßnahmen notwendig.
Alte und kranke Bäume, oft die ökologisch besonders wertvollen, könnten daher entlang von Straßen, Bahnlinien und Wohnbebauung eben nicht bis zu ihrem natürlichen Verfall im Wald verbleiben, so Alexander Schulze.