NRW Schulze fordert Richtigstellung

Mettmann · Heimatforscher Berthold Schulze will die Sache mit der Mauer neben der Alten Posthalterei so nicht stehen lassen. Baudezernent Geschorec hatte ihr eine historische Bedeutung abgesprochen. Das kann Schulze nicht verstehen.

Berthold Schulze zeigt eine Karte zum Verlauf der alten Stadtmauer

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(dne) Die Erinnerungen von Bertholt Schulze sind eindeutig: „Ganze Schulklassen sind dort an die Stadtmauer geführt worden“, sagt er. Es gab Geschichtsunterricht über Mettmann am gemauerten Objekt. Heimatforscher wie Dr. Karl Klockenhoff und Horst G. Hütten hätten in ihren Werken über das historische Mettmann Lage und Ausrichtung der alten Stadtmauer genau dokumentiert.

Dass nun ausgerechnet Baudezernent Kurt Werner Geschorec die Geschichte des Gemäuers an der Alten Posthalterei als großes „Missverständnis“ bezeichnet hat, will der Gärtner und Hobby-Historiker Bertholt Schulze deshalb nicht so einfach hinnehmen: „Die Aussagen von Herrn Geschorec in Bezug auf die Mauerreste sind falsch und sollten zeitnah richtig gestellt werden.“ Geschorec selbst sagt, ein Essener Fachbüro habe die Mauerreste an der Alten Posthalterei untersucht und sei dabei zu dem Schluss gekommen, dass wichtige Kriterien für eine Stadtmauer nicht zu finden seien. Er habe seine Aussage auf der Grundlage dieser Erkenntnisse getroffen.

Denkmalschutz versus Immobilien-Wertschöpfung

Das Ganze ist mehr als bloß ein Streit darum, wer Recht hat. Im Rahmen des Bauprojekts auf dem Grund der ehemaligen Posthalterei ging es schon so einige Male um Denkmalschutz versus Immobilien-Wertschöpfung. Dabei blieben die Aule Mettmanner zweite Sieger mit ihrem Ruf nach Denkmalschutz für das Objekt an sich. Der Landschaftsverband Rheinland hatte eine andere Meinung dazu. Nun geht es erneut um Mettmanns Stadtgeschichte.

Berthold Schulze ist bei den Aule Mettmannern der Experte, wenn es um die Stadtgeschichte geht. „Seit meiner frühen Jugend beschäftige ich mich damit.“ Heimatforscher Horst Hütten wohnte schräg gegenüber der Familie Schulze und weckte früh in Berthold das Interesse für Historie. Auch Berthold Schulze sagt, dass er sich seiner Sache ganz sicher ist. Ein Kragstein in dem Gemäuer an der alten Posthalterei ist aus seiner Sicht ein erstes Indiz. „Dieser Kragstein war Teil des Wehrgangs.“ Hinter der alten Stadtmauer, die Mettmann nach der Verleihung der Freiheitsrechte im Jahr 1424 errichten musste, habe sich ein Graben befunden, die sogenannten „Grabensgärten“. So sei es auf alten Darstellungen erkennbar. Dann kam laut Berthold Schulze die sogenannte „Pulvergass“. Auf ihr seien Gefahrengüter außerhalb der Stadtmauer um Mettmann herumgeleitet worden. „Dann folgte eine Palisadenwand aus spitzen Eichenhölzern, die ein wichtiger Teil der Stadtbefestigung war. Zusätzlich wurde dieser Bereich von der Straten Warte und vom Schelmenturm geschützt.“

Baudezernent Kurt Werner Geschorec sieht das mittelalterliche Mettmann anders: „Die alte Stadtmauer verlief oberhalb des Geländes, nämlich in Höhe der Kreuzstraße.“ Dem hält Berthold Schulze entgegen, dass in den 1990er Jahren bei den Bauarbeiten in der Oberstraße, also in unmittelbarer Nähe, die Reste des Oberen Stadttors freigelegt wurden. „Dies war eines von insgesamt drei Mettmanner Stadttoren. Auch dreshalb ist es meiner Meinung nach falsch zu sagen, die Stadtmauer hätte einen anderen Verlauf gehabt“, sagt Berthold Schulz.