Road Stop wird zur Filmkulisse
Für zwei Tage rückte ein Filmteam mit Scheinwerfern, Kameras und Maskenbildnern an.
Mettmann. Das Road Stop steht Kopf. Transporter blockieren die Einfahrt, Kabelstränge zwingen zum Hürdenlauf, Ersatzbirnen, Scheinwerfer, Curver voller Elektro-Equipment, ein Notfallrucksack und eine Getränkebar verstellen den Weg. Das Motel wurde zwei Tage lang zum Drehort von „Vielmachglas“, einem deutschen Roadmovie, das Anfang 2018 in die Kinos kommt.
Techniker, Maske, Aufnahmeleitung, Regie und Darsteller schwitzen. Der hintere Gastraum des Road Stop ist nicht wiederzuerkennen. Er wurde in eine schummrige Karaoke-Bar verwandelt, in der die Luft dank Nebelmaschine steht. Dennoch wirkt das Team entspannt und freundlich. Vielleicht dank Tobias Katzmann, der die Aufnahmeleitung am Set hat, dem Produzenten Daniel Sonnabend und Regisseur Florian Ross — drei junge Männer, die die Ruhe und die Übersicht behalten.
Das Road Stop haben Location-Scouts — sie suchen die passenden Drehorte — für „Vielmachglas“ entdeckt. „Wir suchten eine Motel-Situation, die nicht zu deutsch ist“, sagt Sonnabend. Und das ist das Road Stop im hölzernen Western-Stil nun wirklich nicht. Die Film-Fachleute nennen so einen Ort „filmisch“: Er gibt visuell viel her.
Das tun auch die Darsteller — besonders die 40 Komparsen, die dem Rockerclub „Iron Shopper“ aus Heinsberg-Kempen angehören und die Gäste in der Karaoke-Bar mimen. Oberarme, so kompakt wie Wassermelonen, Totenkopf-Tattoos am Nacken, kahlrasierte Köpfe und gezwirbelte Bärtchen an bärenstarken Männern sind ein Hingucker. Wippes und Mucke haben sogar einen Solo-Auftritt. Wippes, der Club-Chef, darf mit der herben Schauspielerin Katy Karrenbauer ein Tänzchen aufs Parkett legen. Und Mucke, der freundliche Riese, darf zupacken, als ihm im Film einer eine Fritte auf die Ledermontur kleckert. Beide sind stolz. „Macht Spaß“, sagen sie, auch wenn sie um 6.20 Uhr am Set sein mussten. „Nur immer wäre das kein Job für mich“, gibt Wippes zu, „wenn man 54 Mal die Szene wiederholen muss.“
Dann sind da noch die Zwillinge Roman und Sascha, zwei Rocker um die 40, die gerne Musik machen und alte amerikanische Schlitten fahren. Sie sind über die „Iron Shopper“ gekommen und haben schon Filmerfahrung. Gerade haben sie einen Psycho-Thriller abgedreht. „Die haben hier gesagt: Ihr seht so cool aus, ihr braucht gar nicht zum Casting zu kommen‘“, sagt Roman und lässt die Muskeln spielen. Wo gibt es schon kraftstrotzende Rocker im identischen Doppelpack?
Daniel Sonnabend, Produzent
Natürlich hat der Film auch Prominenz zu bieten: Uwe Ochsenknecht (in Mettmann nicht mit dabei) ist der Vater der Hauptperson. Juliane Köhler spielt die Mutter. Die süße Jella Haase (Fack ju Göthe) und der smarte Marc Benjamin (Vaterfreuden) sind die Hauptdarsteller. Für Daniel Sonnabend ist der Film des Regisseurs Florian Ross ein Ringeltäubchen.
„Es ist ein tragikomisches Werk voller Tiefgang über die Orientierungslosigkeit junger Menschen nach der Schule und das Erwachsenwerden“, sagt er. Es geht um die menschenscheue Marlene, die nach dem Tod ihres Bruders per Anhalter durchs Land reist, um ein Schiff Richtung Antarktis zu bekommen.
Die Hälfte der Drehtage hat das Team in Mettmann schon hinter sich. Und alle sind zufrieden. Auch die Angestellten von Road Stop, die gerne mal einen Blick hinter die Kulissen werfen. Ein Film wird nicht alle Tage gedreht. Denn Terrassen-Betrieb und das Lokal laufen ganz normal weiter. „Die vom Set sind alle total lieb“, sagt Schichtleiterin Inge Schüller. „Bevor sie von uns etwas nehmen, wird immer gefragt. Und außerdem ist es schön, wenn der Ablauf ein bisschen verändert wird.“