Die Tiere leben auf Gut Schobbenhaus Er fühlt mit den Hirten aus Bethlehem

Mettmann. · Die Familien Hein und Kircher teilen ihr Leben mit einer Herde Schwarzkopf-Schafe.

Erst vor 14 Tagen gab es Nachwuchs auf Gut Schobbenhaus. Johannes Kircher prüft, ob es dem Lämmchen gut geht. Die Tiere sind im Sommer als Rasenmäher im Einsatz.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wer kennt sie nicht, die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium: „Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids.“

Einen „richtigen“ Schäfer haben wir in Mettmann leider nicht gefunden, doch Klaus Hein (78) und sein Schwiegersohn Johannes Kircher (51) vom Gut Schobbenhaus in der Außenbürgerschaft kennen sich mit Schafen aus, beziehungsweise besitzen seit über 30 Jahren eine Schwarzkopfschaf-Herde. Das schwarzköpfige Fleischschaf ist eine Züchtung aus einer Kreuzung einheimischer Schafrassen mit englischen Schafrassen, wie Oxford und Hampshire, und entstand Mitte des 19. Jahrhunderts in Westfalen.

Heute liegt der Rassenanteil des schwarzköpfigen Fleischschafs in Deutschland bei etwa 17 Prozent. Damit ist diese Rasse nach dem Merinolandschaf die zweitgrößte in Deutschland.

Klaus Hein steigt in den Pferch, der sich in der Scheune auf Gut Schobbenhaus befindet und gibt den Schafen ein Gemisch aus Gerste und Weizen. Die 13 erwachsenen Tiere und sieben Lämmer sind normalerweise draußen auf der Weide und betätigen sich als Rasenmäher. Den Tieren geht’s gut. Sie leben auf einer Fläche von 18 000 Quadratmetern, das sind in etwa zwei Fußballfelder.

„Wenn es nass und sehr kalt wird, dann holen wir sie in die Scheune“, sagt Johannes Kircher. Er stammt aus einer alten Mettmanner Familie. Mit sieben Jahren zogen Johannes und seine Familie auf den Nobbenhof am Südring. „Schon als Kind war klar, dass ich Landwirt werden möchte“, sagt Johannes. Er half mit, Milchvieh, Rinder und Schweine zu versorgen. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung als Landwirt und schloss mit dem Meistertitel ab.

Der staatlich geprüfte Landwirt zog 2005 auf den Hof. Mit seiner Frau,  Heidi Hein-Kircher, hat er zwei Mädchen - Elisabeth (8) und Johanna (10), die auf dem Hof mithelfen. 2006 übernahmen die jungen Leute Gut Schobbenhaus vom Vater Klaus Hein.

Zurück zu den Schafen: Die robusten Tiere sind ziemlich anspruchslos. „Einen Tierarzt mussten wir noch nie in Anspruch nehmen. Die Wurmkur machen wir selbst“, sagt Johannes Kircher.

Einmal im Jahr werden die Schafe geschoren, meist im Mai und einmal müssen die Klauen geschnitten werden. Das war’s.

Übrigens: Johannes Kircher räumt mit dem Vorurteil, Schafe seien dumm, kräftig auf. „Einmal habe ich beobachtet, wie unsere Zwergziege, die mit den Schafen zusammen lebt, sich auf den Rücken eines Mutterschafes gestellt hat. Beide standen unter einem Apfelbaum. Die Ziege hat sich auf die Hinterbeine gestellt und die Vorderbeine in einen Ast gestellt. Für beide gab’s reichlich Äpfel“, sagt Johannes Kircher und lacht.

Als er vor zwei Wochen beim Nachmittags-Kaffee aus dem Fenster schaute, sah er, wie ein Mutterschaf ein Lämmchen auf die Welt brachte. „Das hat mich schon gerührt, wie das kleine Tier nach wenigen Sekunden auf den eigenen vier Beinen stand.“ Der Zwei-Meter-Mann sinnierte in diesem Augenblick über die Schöpfung und war ziemlich nah mit seinen Gedanken bei den Hirten.