Vom Fuhrwerk zum Fuhrpark
Die Spedition Scharrenberg feiert ihr 125-jähriges Bestehen. Das Unternehmen wächst weiter.
Mettmann. Wer in Mettmann die 1950er-Jahre erlebt hat, der kann sich auch noch an die Scharrenbergschen Fuhrwerke erinnern. „Fast jeder ältere Mettmanner ist früher mal auf dem Wagen mitgefahren“, sagt Firmenchef Heinz Scharrenberg. Das Aufspringen auf das Fuhrwerk war natürlich verboten, und die Kutscher verjagten ihre blinden Passagiere mit der „Bitsch“, der Peitsche. Denn Scharrenberg beförderte Waren, nicht Menschen: Kohle aus dem Ruhrgebiet fürs Städtchen, Eisenwaren von Fabrik zu Fabrik, Pakete vom Mettmanner Bahnhof bis vor die Haustüren. 41 Pfennig bis zu 1,60 Mark war dafür der Tarif.
So präzise Informationen gibt es von den Anfängen der Firmengeschichte nicht — zu weit liegt sie zurück. Nur das offizielle Gründungsdatum ist bekannt: Im März 1886 entschied sich Ernst Scharrenberg, die Weberei an den Nagel zu hängen und ein Fuhrgeschäft zu eröffnen. Mit einem Einachser und einem Pferd ging es los. Das Tempo war gemächlich, zumal es damals üblich war, dass der Kutscher nebenher ging.
Zunächst lief es gut: Um 1900 standen schon 35 Pferde und entsprechend viele Fuhrwerke in Stall und Scheune. Doch der Zweite Weltkrieg bedeutete beinahe den Untergang: Die Nationalsozialisten hatten den Betrieb konfisziert, als sie gingen, war nichts mehr übrig.
Die Nachkriegsjahre waren hart. Als Heinz Scharrenberg 1968 nach seiner Lehre in den Betrieb einstieg, war die Bestandsaufnahme nicht ermutigend: Die letzten Pferde waren ausgemustert, fünf Lkw mussten fünf Fahrer und deren Familien ernähren. Der Speditions-Gemischtwarenladen trug sich nur durch selbstverachtenden Fleiß, bei selten weniger als 14 Stunden pro Tag.
So sollte das nicht weitergehen. Heinz Scharrenberg begann, der Firma Profil zu geben. Er fuhr damals viel für das Mettmanner Aluminiumwerk W. Seibel und entschied eines Tages: „Beim Aluminium bleiben wir.“
Der Mut zur Nische wurde belohnt. Scharrenberg kaufte Kipper für die Schrotte, entwickelte sich zum Experten für Nichteisen-Metalle und baute das industrielle Alu-Recycling mit auf. Inzwischen hat er ein bundesweites System aus Alt-Alu-Containern etabliert, sein Betriebsgelände an der Industriestraße ist zur Drehscheibe für Europas Alu-Produzenten und -Händler geworden, 3500 Tonnen lagern ständig dort.
Fast zeitgleich — aber räumlich und organisatorisch getrennt — wurde ein zweites Standbein entwickelt: die Entsorgung von Lebensmitteln. 15 Tonnen Kartoffelchips-Ausschuss lässt allein ein Hersteller täglich abholen, ein anderer 20 Tonnen Schokoladen-Reste. Das Geschäft wächst stark — die Zukunft der Firma scheint also gesichert.