Auf Tuchfühlung mit Athleten
Die Atmosphäre des Meetings kommt bei Sportlern und Besuchern gut an.
Ratingen. Die Zuschauer auf den Tribünen fangen an, rhythmisch zu klatschen, während die Athletin Anlauf nimmt. Immer schneller wird der Applaus, die Zuschauer pushen sie förmlich bis an den Absprungpunkt und belohnen das Ergebnis mit lautem Jubel. „Tolle Stimmung hier!“, schwärmt Reiner Kohls. Der Mettmanner ist extra nach Ratingen gekommen, um das Mehrkampf-Meeting zu erleben. „Das ist ja schon ein sportliches Großereignis, das ZDF überträgt es live — so viele Möglichkeiten, so etwas mitzuerleben, haben wir hier in der Gegend ja nicht.“
Der Wettkampf für die besten deutschen Zehnkämpfer und Siebenkämpferinnen ist die abschließende Qualifikation für die Weltmeisterschaften im August in Moskau — deshalb auch das internationale Interesse. „Wir sind schon stolz, dass so etwas in Ratingen stattfindet“, meint auch Tanja Brenner. Sie ist mit ihrem Mann Sascha und den Kindern vor Ort, um die Sportler anzufeuern und die Atmosphäre zu genießen. „Das muss man sich mal vorstellen: Wir sind ja eigentlich ein kleines Städtchen. Wenn dann hier solch eine wichtige Veranstaltung stattfindet, dann spricht das doch dafür, dass Ratingen als Sportstadt viel zu bieten hat und super aufgestellt ist.“
Nebenan auf der Wiese haben diverse Ratinger Sportvereine Stände aufgebaut. Es werden Bratwurst, Obst und Nackensteak vom Grill verkauft. Die städtische Musikschule hat ihre Big-Band und ihre Jazzband als musikalische Einheizer vorbeigeschickt. „Die Stimmung ist wirklich ganz besonders“, sagt auch Tamara Bicoglou. „Obwohl das doch ein so großes Ereignis ist, bleibt alles familiär — man kennt sich, man trifft Freunde und Nachbarn. Und trotzdem ist das Fernsehen vor Ort — toll.“
Bei Sonne und nur leichter Bewölkung waren die Bedingungen für Sportler und Publikum auch ideal, so dass ringsum nur strahlende Gesichter zu sehen waren. Aber auch leise kritische Stimmen gab es zu hören — wobei die Kritik weniger dem Event galt, als den Ratinger Bürgern. „Ich finde es schade, dass das Event nur so zögerlich besucht wird“, sagt zum Beispiel Martin Beyer angesichts der vielen leeren Zuschauerplätze. „Das Wetter ist gut, die Sportler sind toll und bei Mehrkampfwettbewerben ist eigentlich auch für jeden etwas dabei — trotzdem interessieren sich viel weniger Ratinger dafür, als es sein sollte. An den parkenden Autos sieht man, dass viele Besucher auch von außerhalb kommen.“ Das sei wie beim Ratinger Triathlon: Auch der habe sich deutschlandweit einen Namen gemacht, aber trotzdem sei es immer schwer, die Leute an die Strecke zu bekommen. „Ich würde mir ein bisschen mehr Lokalpatriotismus wünschen. Ratingen hat in sportlicher Hinsicht so viel zu bieten.“