Bürgermeisterwahl: Klaus-Konrad Pesch erhält Mehrheit
Der 51-jährige löst seinen Vorgänger Harald Birkenkamp im Amt ab.
Ratingen. Der Lehrling hat sein Meisterstück gemacht! Um 21.25 Uhr war die Sensation perfekt: Klaus-Konrad Pesch ist neuer Bürgermeister in Ratingen. Der gemeinsame Kandidat von CDU, SPD, Grüne und FDP erhielt 51,6 Prozent und damit klar die Mehrheit.
Der bisherige Amtsinhaber Harald Birkenkamp (Bürger-Union) kam auf 44,7 Prozent, der dritte Kandidat, Thomas Woywod (Piraten), erzielte 3,7 Prozent. Als im vergangenen Jahr die Vier-Parteien-Koalition Peschs Kandidatur bekanntgab, hatte die völlig überraschte Bürger-Union gegiftet: "Warum den Lehrling wählen, wenn man den Meister (Birkenkamp) haben kann?" Jetzt löst der "Lehrling" den "(Bürger)Meister" ab.
In der Tat war die Kandidatenkonstellation kurios: Beide arbeiten seit 19 Jahren Seite an Seite in der Verwaltungsspitze, Birkenkamp seit zehn Jahren als Bürgermeister, Pesch als Erster Beigeordnete war sein Stellvertreter. Der 51-Jährige ist Volljurist und Betriebswirt, leitete fast alle wichtigen Dezernate - zuletzt auch kommissarisch den Baubereich.
Spannung pur herrschte in der Aula der Friedrich-Ebert-Realschule, die für die Wahlpräsentation umgerüstet worden war, weil das Rathaus gerade abgerissen wird. Um 18.49 Uhr lag Amtsinhaber Birkenkamp mit 48,8 Prozent noch knapp vor seinem Herausforderer Klaus Konrad Pesch (46,4 Prozent). Da waren gerade neun von 96 Stimmlokalen ausgezählt. Betretene Blicke, aufmunterndes Schulterklopfen bei Peschs Anhängern: "Das sagt jetzt noch gar nichts."
Eine halbe Stunde später brandet Beifall auf: Erstmals liegt Pesch knapp vorne. Nachdem die Hälfte aller Stimmbezirke ausgezählt war, hatte er schon sechs Prozentpunkte Vorsprung. "Ich bin noch überraschend ruhig", sagte der 51-Jährige, während seine Unterstützer um ihn schon leicht euphorisiert wurden. Als gegen 20.45 Uhr 91 von 96 Bezirke ausgezählt waren und Peschs weiter deutlich vorne lag, freute sich CDU-Fraktionschef Ewald Vielhaus: "Jetzt kann nichts mehr schiefgehen." Sektflaschen wurden bereitgestellt, Blumensträuße geholt.
Noch bevor das Endergbnis feststand, gratulierte Birkenkamp seinem Nachfolger. Zugleich war er stolz auf sein Ergebnis: "Als Kandidat einer Wählergemeinschaft gegen einen Kandidaten, der von vier Parteien unterstützt wurde, hatte man es schwer. Aber das ist Demokratie - und das ist gut so", zeigte sich Birkenkamp als fairer Verlierer. Seine Enttäuschung über die Niederlage war aber unübersehbar. Dafür freue er sich jetzt auf mehr Freizeit und seine Hobbys.
Pesch zögerte so lange, auf seinen Wahlsieg anzustoßen, bis auch der letzte Wahlbezirk ausgezählt war. "Ich gratuliere ja einem auch nicht um 23 Uhr zum Geburtstag." Mehrere hundert Parteifreunde und Bürger skandierten und klatschten begeistert, als Pesch sich den Weg zum Interview auf der Bühne bahnte. Unterwegs gab es auch Glückwünsche der Bürger-Union.
"Ich freue mich auf einen Wettstreit der Ideen - unabhängig davon, von wem sie kommen", umriss er die Leitlinien seiner künftigen Arbeitsweise. Ansonsten möchte er seinen Job so gut machen wie in den vergangenen 19 Jahren. Was Pesch besonders freute: Dass trotz aller Unkenrufe es niemand geschafft habe, im Wahlkampf einen Keil zwischen die vier Parteien zu treiben, deren gemeinsamer Kandidat er war.