Ratingen Bürger spenden für Obdachlose

Ratingen. · Der Gabenzaun am Stadionring ist von der Stadt bewilligt. Er soll den Bedürftigen in der Corona-Krise helfen, da die Tafeln geschlossen sind.

Die Tüten sind mit haltbaren Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Kleidung, Büchern und Tierfutter gefüllt.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Mit einer hellblauen Schnur sind die Plastikbeutel verbunden, die Nicole Zucali und ihre Kinder Luisa und Matteo an den Zaun des Stadions hängen. Die Lintorfer Familie hat den Aufruf von Petra Schwab bei Facebook mitbekommen, einen Gabenzaun in Ratingen zu bestücken – nach dem Vorbild aus Städten wie Düsseldorf, Berlin und Leipzig werden so Dinge des täglichen Lebens für Obdachlose gespendet, die die Corona-Krise noch härter trifft, da Institutionen wie die Tafel geschlossen ­wurden.

„Das ist eine super Idee“, findet Nicole Zucali. „Wir sollten gerade jetzt Obdachlosen helfen, denen alles genommen wurde und die nicht mal mehr in eine Suppenküche gehen können. Da sind wir verpflichtet, denen etwas zu geben, die nichts haben.“

Genau das war die Intention von Schwab. „Das Thema ging ja durch die sozialen Medien“, sagt die Ratinger Organisatorin. „Ich habe gedacht, es wäre eine tolle Sache, das hier auf die Beine zu stellen. Die Situation ist für die Bedürftigen gerade jetzt sehr schwer, weil ihre sonstigen Anlaufstellen geschlossen sind. Und uns anderen tut es doch nicht weh, etwas zu spenden.“ Das Stadion als Ort für den „Gabenzaun“ hatte sie sich bewusst ausgesucht, weil einige Institutionen für Bedürftige in der Nähe sind und der Zaun gut sichtbar ist.

Bürgermeister gab schnell
grünes Licht für die Aktion

Fehlte nur noch die Erlaubnis, und die bekam sie von Klaus Konrad Pesch. „Ich habe beim Bürgermeister einfach mal angefragt, und er hat mir schnell und ganz unbürokratisch grünes Licht erteilt. Das finde ich ganz großartig, dass das so super einfach war“, sagt Schwab, die mit einem Team aus freiwilligen Helfern am Sonntagmorgen den Schriftzug „Gabenzaun“ anbrachte. „Wir haben viele Helfer, die auch immer wieder gucken, dass hier kein Unrat rumliegt“, sagt Schwab und ergänzt: „Das ist gerade ein ganz tolles Miteinander.“

So lebt es auch Familie Zucali vor. „Es ist wichtig, jetzt anderen etwas zu geben, gerade wenn sie nicht irgendwo anders hingehen können, weil alles geschlossen hat“, sagt Luisa. „Deswegen finde ich das wichtig“, ergänzt die Zwölfjährige. Ihr Bruder hatte extra noch Taschentücher aus dem Keller geholt, um sie zu spenden, den Neunjährigen treiben viele Dinge um: „Ich finde es blöd, wenn die Leute wie verrückt Sachen einkaufen, die sie eigentlich gar nicht brauchen und dann anderen die Sachen wegkaufen – wie neulich, als wir einen Mann gesehen haben, der den ganzen Kofferraum voller Klopapier hatte“, sagt Matteo, der es außerdem „unlogisch“ findet, wenn „Leute sich nicht an die Regeln halten und sich dann wundern, wenn sie das Virus bekommen“. Mutter Nicole sieht in dem „Gabenzaun“ auch eine Chance für ihre Kinder: „Wir sind eigentlich sehr aktiv, die Kinder gehen drei- bis viermal pro Woche zum Sport. Jetzt können sie ihre Freunde nicht treffen und müssen bei diesem wunderschönen Wetter drinnen bleiben. So ist diese schöne Idee für uns auch eine Art soziale Abwechslung, allein schon wenn wir überlegen: Wovon haben wir zu viel, was können wir abgeben.“

Matteo ist dann noch eine Sache wichtig: „Das muss ich noch sagen: Ich finde es nicht so cool, dass in den Nachrichten nur noch über das Virus gesprochen wird. Keiner berichtet mehr über andere Sachen, zum Beispiel die Umwelt. Das ist aber auch wichtig.“ Stimmt. Aber für ihre direkte Umwelt hat die Familie Zucali mit ihren Gaben in jedem Fall etwas Gutes getan.

Die private Initiative hat auch den Ratinger Jugendrat begeistert und aktiv werden lassen. Mit der Unterstützung vom Amt für Wohnen, Soziales und Integration hat er nun weitere mögliche Standorte für Gabenzäune ausfindig gemacht. Neben dem bereits von Privatpersonen eingerichteten Gabenzaun am Stadionring wurden zwei Weitere Zäune aufgestellt – in Ratingen-West schräg gegenüber der Eishalle und am Außenzaun vom Bolzplatz an der Erfurter Straße.