Ein Wagen voll mit Urwaldtieren
Die Martin-Luther-King-Gesamtschule ließ ordentlich Süßes vom Rosenmontagszug regnen.
Der Unterschied ist genau vier Trittstufen einer Aluleiter hoch — kaum steht der Jeck oben auf der Plattform des Mottowagens der Martin-Luther-King-Gesamtschule, da sieht der Ratinger Zoch aus wie nie zuvor. Dass die Truppe auf der Mettmanner Straße gut zu finden ist, liegt nicht zuletzt an professioneller Planung.
Peter Apel hat alles im Griff, nicht nur sein Klemmbrett. „Das war das Schwerste: Leute für den Security-Dienst zu gewinnen“, sagt der Mann, der als Zugereister („Bin Bielefelder und trotzdem ein bissschen jeck“) den Auftritt der Gesamtschule managt — Und kurz vor dem Start des närrischen Lindwurms Namenslisten abhakt.
Oben angekommen auf dem Wagen ist auch schon Florian Lauf. Er hat seinen Stehplatz hinten in der Ecke, am Laptop mit der Mikrofonanlage. So richtig glücklich ist er am Start noch nicht — aber nur der Technik wegen: „Die Landjugend hinter uns hat eine 10 000-Watt-Anlage aufgefahren, dagegen haben wir keine Chance“, bemerkt er trocken. Tatsächlich sorgt die Landjugend im Jahr ihres 60-jährigen Bestehens dafür, dass im näheren Umkreis alles vibriert, was nicht einzementiert ist.
Anfangs ist es eng auf dem Wagen. Schulleiterin Irene Schulz und Sonja Lauf, die Leiterin der Karnevals-AG, sorgen für Ordnung zwischen den Dutzenden Kisten gesponsorten Wurfmaterials und mehreren Kubikmetern Popcorn in Plastiksäcken. Gar nicht so leicht, die kleinen Portionstütchen in aufgespannte Schirme — oder gar zielsicher in ersten Stockwerken am Zugweg unterzubringen.
Landjugend-Basslastigkeit hin oder her — der Wagen und die Fußgruppe der Gesamtschule kommen an — der Funke springt über. Urwaldmotive, Urwaldfiguren — darum geht es. Und unübersehbar prangt das Porträt des Schulnamensgebers Martin Luther King vorn am Traktor. Den fährt Christoph Pfankuchen, Sohn des Ex-Prinzen und ehemaliger Schüler der Schule.
Er kommt weitestgehend ruckelfrei durch. Schon vor dem Start hat er sich mit dem Fahrer des Wagens hinter ihm verständigt: „Bitte etwas Abstand halten“ — damit der Sound sich nicht allzu sehr mischt. Schon an der Stadthalle müssen die Plastikwannen mit dem Wurfmaterial zum ersten Mal nachgefüllt werden. Muss der Zug pausieren, können die Jecken am Straßenrand den aufgepinselten Zweizeiler an der Wagenseite lesen: „Der König ist abgetreten, es lebe die Königin.“ Eine kleine Verbeugung vor dem pensionierten Schulleiter Michael Kreft und seiner Nachfolgerin.
Je länger sich der Lindwurm zieht, desto fixer leeren sich die Kisten — die leeren werden plattgetreten und am vorher festgelegten Sammelpunkt weggebracht. Auch dafür hat es Helfer.
Den Lohn für die närrische Mühe hörten Lehrer und Schüler beim Absteigen vom Wagen nach drei Stunden: „Man hat am Weg immer wieder gehört: Ihr wart der beste Wagen.“