Märkte locken Besucher in die City

Das Ergebnis der Ratinger Umfrage zur Sonntagsöffnung zeigt: Viele kommen zum Stöbern.

Foto: Achim Bazy

Ratingen. Gestern endete die Frist für die neueste Online-Umfrage zum nächsten verkaufsoffenen Sonntag (VoS). Verwaltung und Stadtmarketing wollen die Genehmigungsverfahren rechtssicher machen: Bekanntlich laufen Gewerkschaften und Kirchen Sturm gegen Sonntagsarbeit und pochen auf alte Regelungen: Sie haben das Wohl der Mitarbeiter in den Geschäften im Blick. Die Umfrage im Vorfeld von Veranstaltungen, die mit einem VoS gekoppelt werden, soll die wichtige Frage klären, ob die Besucher eher wegen der Veranstaltung oder lieber wegen der offenen Geschäfte kommen.

An vielen verkaufsoffenen Sonntagen war kritisiert worden, dass die Veranstaltung nur Beiwerk gewesen sei, die eigentliche „Attraktion“ aber der Shoppingsonntag war. Das traf vor allem kleinere Kommunen: Die dortigen Veranstalter, meist Werbegemeinschaften in Vereinsform, können größere Events, die tatsächlich viele Besucher anlocken, gar nicht stemmen. Davon ist man in Ratingen weit entfernt: Die Veranstaltungen des City-Kaufs beispielsweise sind Tradition und locken stets viele Tausend Besucher an: Die gerne dazu beantragten verkaufsoffenen Sonntage waren auch nach strenger Auslegung der Vorschriften genehmigungsfähig - allerdings mit einem enormen bürokratischen Aufwand verbunden, um Klagen heil überstehenden zu können. Unter anderem müssen Kaufleute ihre Kunden zählen, und auch die Quadratmeterzahl der Verkaufsfläche wurde mit der Veranstaltungsfläche gegengerechnet - ein Fest für Bürokraten, ein Graus für Geschäftsleute und Veranstalter.

Gestern wurde die neueste Umfrage beendet: Es geht um das Lintorfer Dorffest mit Handwerkermarkt am 1. und 2. September. Für den Sonntag hat der Veranstalter, die Werbegemeinschaft Lintorf, für die Zeit von 13 bis 18 Uhr einen VoS beantragt. Weil allein der Handwerkermarkt regelmäßig mehr Besucher anlockt als die offenen Geschäfte, dürfte einer „wasserdichten“ Genehmigung durch den Rat nichts im Wege stehen.

Von den insgesamt 241 Personen, die sich an der RMG-Umfrage beteiligt haben, nannten 214 Personen (etwa 89 Prozent) das Dorffest mit historischem Handwerkermarkt als Anlass ihres geplanten Sonntagsbesuchs. Demgegenüber steht für 27 Personen (etwa 11 Prozent) der verkaufsoffene Sonntag im Vordergrund ihres geplanten Besuchs. Mehrfachabstimmungen wurden durch die registrierten IP-Adressen ausgeschlossen, hieß es von der Stadtverwaltung.

Ist Ratingen ein Beispiel für andere Städte? Dazu Nina Bauer, Chefin der Ratingen Stadtmarketing GmbH (RMG): „Bezüglich der Thematik stehen wir im Austausch mit anderen Städten und Gemeinden in NRW. Mir persönlich ist aber keine Stadt bekannt, die ebenfalls Online-Umfragen durchführt. Wir haben aber schon die eine oder andere Nachfrage diesbezüglich erhalten.“

Zum 26. Mal veranstaltet die Werbegemeinschaft Lintorf in diesem Jahr das Dorffest mit Handwerkermarkt: „170 Aussteller präsentieren ihre Waren und demonstrieren ihre handwerklichen Fähigkeiten. So können Sie unter anderem dem Stiftemacher, dem Glockengießer, dem Bogen- und Pfeilebauer, dem Opalschleifer und der Glasdesignerin über die Schulter schauen oder zusehen, wie aus einem Stück Holz mit der Kettensäge ein kleines Kunstwerk entsteht.“

Kinder können sich auf Falkner, Imker, Hundeschule, Schellenmacher und Kasperletheater freuen. Neu sind eine Fischräucherei, gegrillte Wildspezialitäten und dänisches Softeis. Die Werbegemeinschaft hat einen Bierstand (Uerige) an der Ecke Speestraße/Krummenweger Straße.