Ratingen Neue FDP bereitet Wahlkampf vor
Ratingen · Nach dem Rücktritt von Tina Pannes will Markus Sondermann auch Parteichef werden.
Die FDP schlägt wenige Tage nach der herben Wahlschlappe für die bereits zurückgetretene Vorsitzende Tina Pannes ganz neue Töne an. Und dies liegt vor allem an Markus Sondermann, der als passionierter Schlagzeuger der Gruppe Weitsicht nun bei den Liberalen den Takt vorgeben soll.
So sieht es jedenfalls aus, und so kommt es auch herüber. Es ist eine überschaubare Gruppe, die zum Gespräch gebeten hat. Mit dabei sind die Fraktionsmitglieder Hannelore Hanning und Jürgen Stuers sowie FDP-Urgestein Werner Uferkamp, zudem Alexander Steffen, der für den Landesvorsitz der Jungen Liberalen (Julis) kandidieren will. Weitere Parteikollegen sind da, man kommt schnell zur Sache. Und die dreht sich zu Beginn vor allem um die Personalie Pannes.
Sie werfen der ehemaligen Parteichefin Alleingänge vor, die herbe und öffentliche Kritik von Pannes an Bürgermeister Klaus Pesch, der auf dem Ticket der CDU sein Amt verteidigen will, habe man mit großem Missfallen zur Kenntnis genommen. Als beim Neujahrsempfang durchsickerte, dass Pannes für eine Bürgermeister-Kandidatur bereitsteht, machte sich erneut Wut breit. „Zu diesem Zeitpunkt stand aber noch gar nicht fest, ob es überhaupt einen Kandidaten der FDP geben wird“, sagte Sondermann. Zusammengefasst: Es lag vor allem am Führungsstil der aufstrebenden Politikerin, die laut Steffen wirklich gute Arbeit geleistet hat. Und es entstand eine Gegenbewegung zum Pannes-Team, ein Parallel-Universum, das sich im Laufe der vergangenen Monate formiert hat.
Wie es an der Spitze der FDP – es sind mehrere Vorstandsmitglieder zurückgetreten – weitergeht, ist offiziell noch offen. Man befinde sich in den Planungen, sagte Sondermann, der das Amt des Parteivorsitzenden anstrebt. „Letztlich wäre das ja konsequent“, sagte der Anwalt, der als neuer Hoffnungsträger der Liberalen Bürgermeister Pesch ablösen soll.
Sondermann will sich in Stichwahl gegen Pesch durchsetzen
Sondermann gab sich kampfbetont. Er setzt auf die Stichwahl, eine Entscheidung also, die eine Eigendynamik entwickelt. Wirtschaftspolitisch ist Sondermann nicht so weit weg von Pesch. Dies bedeutet: Man muss das Geld erst einmal verdienen, das man später ausgibt. Und dies geschieht in erster Linie über eine attraktive Firmenpolitik. „Ich mache mich aber vor allem für den klassischen Mittelstand stark.“
Aber man habe auch die großen Projekte im Blick. Beispiel: Schwarzbach-Quartier. Parteikollege Manfred Kleinen betonte, dass dort rund 4000 Arbeitsplätze entstehen werden, „und man muss diesen Menschen in Ratingen attraktiven Wohnraum zur Verfügung stellen“. Es gehe um die richtige Balance, also nicht nur um preisgedämpftes Wohnen, das die SPD quasi gebetsmühlenartig fordere.
Sondermann will Bürger stärker in Entscheidungsprozesse einbinden und sie regelmäßig über Projekte informieren. Er habe bei seiner beruflichen Arbeit viel mit Unternehmen zu tun, horche in Firmen hinein. „Mein großer Vorteil ist die Tatsache, dass ich nicht aus der Verwaltung komme“, sagte er, „ich gehe deshalb mit einem anderen Blickwinkel an Sachverhalte heran.“ Sondermann ist von seinen Kompetenzen und von seinem Team überzeugt. Man werde jetzt die Wahlkampagne vorbereiten. Und er räumte mit einem Gerücht auf: „Es gab bei der Versammlung kein Stimmvieh.“
Pannes hatte erklärt, dass sie den neuen Weg, den die Gruppe um Sondermann einschlagen will, nicht mitgehen kann. Sie trat einen Tag nach der denkwürdigen Versammlung in der Stadthalle zurück. Dass es zwei Lager innerhalb der Partei gegeben habe, sei so nicht richtig, kommentierte Steffen. Man könne von Strömungen sprechen und von einem Prozess, der sich entwickelt habe. Nun sei das Team um Sondermann startklar. „Wir schauen jetzt nur nach vorne.“