ÖPNV-Streik: Schüler wechseln aufs Rad, Pendler kämpfen um Taxis
Weil Busse und Straßenbahn nicht fuhren, mussten viele am Mittwoch improvisieren. Die WZ hat sich in Ratingen umgesehen.
Ratingen. „So’n Streik kann ja richtig gesund sein“, sagte Yannik (15) mit gequältem Lächeln und rieb seine bläulich gefrorenen Hände. Normalerweise fährt er mit dem Bus aus Breitscheid ins Lintorfer Schulzentrum, Mittwoch musste er wegen des Streiks aufs Fahrrad steigen. „Jeden Tag brauch’ ich das aber nicht.“
Um 7.30 Uhr lief der Verkehr rund ums Schulzentrum weitgehend normal, zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn aber ging es chaotisch zu: Stoßstange an Stoßstange fuhren die „Mama-Taxis“ auf den Parkplatz am Sportplatz oder in die enge Duisburger Straße, um die Sprösslinge abzusetzen. Dazwischen schlängelten sich Heerscharen von Radlern und auffällig viele Schüler, die zu Fuß unterwegs waren. „Wir haben eine Fahrgemeinschaft gebildet“, sagte eine Mutter, aus deren Kombi gleich drei Kinder kletterten. Eine Nachbarin hole die Kinder nach Schulschluss ab.
Andere fuhren auf dem Weg ins Büro einen Umweg zur Schule. „Mit dem Rad ist es aus Hösel zu weit — wie soll es sonst gehen“, fragte ein Vater im wuchtigen Geländewagen. So stauten sich auf vielen Zufahrtstraßen rund ums Schulzentrum die Fahrzeuge. Auch auf den Hauptverbindungen zwischen Stadtmitte und Außenbezirken ging am frühen Morgen gar nichts mehr.
Gähnende Leere herrschte dagegen am Zentralen Busbahnhof in Mitte — und auch am Taxistand: Alle Wagen waren im Einsatz. Das bestätigte Roswitha Kluge-Hilgers, Disponentin bei der Funk-Taxi-Union. „Streik und Messe — wir sind voll ins Rotieren gekommen.“ 180 Fahrten in gut vier Stunden seien mehr als das Doppelte üblicher Tage. Jeder verfügbare Fahrer sei am Lenkrad. „Wir haben sogar noch Wagen aus der Werkstatt zurückgeholt, wo es möglich war.“
„Mehr Stress als Umsatz“, so bezeichnete Taxifahrer Frank Kallinich die Lage. Wegen des Verkehrschaos’ komme er oft verspätet zu den Kunden oder ans Ziel.
Recht entspannt war Leonard Bauer, der als Fremdfahrer auf der Buslinie O 15 im Einsatz war. Eine Kundin habe ihn am Morgen beim Einsteigen mit „Gott sei Dank, dass Sie da sind“ begrüßt, sagte er. Überhaupt sei der Bus viel voller gewesen als üblich — obwohl er ja keine Hauptlinie bediene. „Aber alle, die mitfahren, sind dankbar.“