Ratingen Staatssekretärin informiert sich in Ratingen über Pflege

Ratingen. · Sabine Weiss informiert sich mit CDU-Bundestagsabgeordnetem Beyer über Situation in der Pflege.

„Bei der Corona-Pandemie konnten wir nicht üben“, so Sabine Weiss, CDU-Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium. „Deshalb mussten wir alle Maßnahmen auf Sicht beschließen.“ Umso lieber habe sie die Einladung des Ratinger Bundestagsabgeordneten Peter Beyer angenommen, die Pflegeunion zu besuchen. „Sie müssen umsetzen, was wir beschlossen haben“, so Weiss zu Bernd Kantelberg, Chef des Ratinger Unternehmens. „Ich möchte vor Ort erfahren, wie sich die Situation in der ambulanten Pflege derzeit darstellt.“

In knappen Worten stellt Kantelberg seinen Betrieb vor: 80 Angestellte umsorgen rund 450 Kunden. Das Leistungsspektrum reicht von der Wund- und Medikamentenversorgung über Körperpflege bis hin zur Palliativ-Versorgung. „Bis jetzt sind wir von Corona verschont geblieben“, so Kantelberg. Doch die Sorge schwinge stets mit: „Wie fangen wir das auf, wenn ein ganzes Team ausfällt?“

Materialengpässe habe es nur in der Anfangszeit gegeben, so der Chef der Pflegeunion. „Da mussten wir die Masken in Tattoo-Studios einkaufen.“ Inzwischen habe sich die Lage normalisiert, aber: „Für Einweghandschuhe sind die Preise explodiert.“ Statt fünf Euro für 100 Stück wird heute ein Preis von rund 35 Euro aufgerufen.

Sabine Weiss nimmt diese Anregungen mit in ihr Amt: „Nachdem China als Hauptproduzent für Hilfsmittel ausgefallen ist, müssen wir umdenken. Wir fördern inzwischen Firmen, die solche Produkte lokal herstellen. Wir müssen in diesem Zusammenhang auch darüber nachdenken, die Antibiotika-Produktion wieder nach Europa zu holen.“

In einem anderen Punkt sieht Weiss keine Chance auf Änderung: Die Dokumentation der Pflegeleistungen erfordere eine Menge Zeit und binde Personal, so Kantelberg. „Das ist keine Sache, die von der Politik gefordert ist“, bekennt Weiss. „Vielmehr wird eine minutiöse Dokumentation von den Gerichten gefordert.“ Wer von einem Kunden verklagt würde, sei am Ende dankbar, wenn er seine Leistungen lückenlos nachweisen könne.

Abschließend erkundigten sich Beyer und Weiss nach der Personalsituation im Pflegesektor. „Bemerken Sie vor Ort etwas von dem vielzitierten Pflegenotstand?“ wollte die Staatssekretärin wissen. Verena Kantelberg dazu: „Die Bewerbersituation ist für uns nicht planbar.“ Es sei keineswegs so, dass nach dem Schuljahresende ein Schwung Bewerbungen einginge. Vielmehr würden sich junge Menschen oft erst über Umwege für den Beruf entscheiden.

Sie setzt ihre Hoffnungen auf die neue Ausbildung, die die bislang getrennten Ausbildungen der Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege zusammengeführt. „Das komme der Pflege zugute“, so Kantelberg, und wirke sich hoffentlich auf die Akzeptanz und Wertschätzung in der Bevölkerung aus.

(Andrea Bindmann )