Europäischer Hof in Ratingen Das haben die neuen Pächter vor

Ratingen · 22 Jahre lang lenkte Heinz Hülshoff die Geschicke des Europäischen Hofs an der Mülheimer Straße. Jetzt übergibt er den Staffelstab an Darius Rocholl.

Der Europäische Hof an der Mülheimer Straße wird ein reiner Hotelbetrieb. 22 Jahr wirkte dort Heinz Hülshoff.

Foto: Achim Blazy (abz)

Es ist sein Reich. Noch. Seit mehr als 20 Jahren bewirtschaftet der Ratinger Heinz Hülshoff den Europäischen Hof. Und das mit Leidenschaft. Seine Gaststätte ist Anlaufstelle für Vereine, Heimat des Ratinger Brauchtums und Treffpunkt für ein aufmunterndes Gespräch. Hülshoff gab vor einigen Tagen bekannt, dass er sich aus dem Berufsleben zurückziehen will. Seine Nachfolger stehen schon in den Startlöchern. Es wird sich einiges ändern.

Rund zwei Jahre lang haben Heinz Hülshoff und Nachfolger Darius Rocholl über der Übergabe gebrütet. Auch Hauseigentümer Willi Breitgraf musste seinen Segen geben. Dann war es amtlich. Hülshoff hört zum 31. März auf, Rocholl übernimmt ab 1. April. Damit endet eine Ära, eine neue beginnt.

Denn auch der Name „Europäischer Hof“ wird weichen. „Daya Stays“ wird das Haus künftig heißen. „Daya ist eine Wortschöpfung aus den Namen Darius und Yahya“, erklärt Anahita Rocholl, die Schwester des künftigen Betreibers. Beide Kinder sind im Hotelbetrieb aufgewachsen. Der Vater kam in jungen Jahren aus dem Iran nach Deutschland und hegte schon nach seiner Ausbildung den Traum, sich selbstständig zu machen. Im Hotel Barbarossa an der Poststraße fand er das Objekt, das er – inzwischen verheiratet – gemeinsam mit seiner Familie mit Leben füllen wollte.

Heinz Hülshoff (r.) übergibt den Europäischen Hof im Beisein des Eigentümers Willi Breitgraf (M.) in die Hände von Darius Rocholl (l.).

Foto: Rocholl Group

„Wir haben eine Zeit lang auch im Haus gelebt“, erinnert sich Anahita Rocholl an Kindheitstage. So eng an der Ausübungsstätte der elterlichen Wirkungsstätte, schnupperten beide Kinder früh Hotelluft und wuchsen regelrecht in den Betrieb hinein. Sohn Darius wirkte einige Jahre als Geschäftsführer und übernahm schließlich ganz die Geschicke des Hauses. Die Eltern zogen sich zurück.

Inzwischen ist Darius Rocholl Chef von vier Hotels (Ratingen, Bonn, zweimal Düsseldorf), der Europäische Hof wird das fünfte Standbein. Damit kann Rocholl in insgesamt rund 200 Zimmern Gäste beherbergen.

13 Zimmer hat das Haus an der Mülheimer Straße aktuell. Eventuell kommen in den nächsten Jahren noch ein paar hinzu. Das wird die Zeit zeigen. Die Räume werden ab dem 1. April komplett umgestaltet. „Das Mobiliar ist bereits bestellt“, so Anahita Rocholl, die in der Düsseldorfer Zentrale des Gesamtbetriebs arbeitet. „Wir werden für die Einrichtung Pastellfarben verwenden, die Zimmer sollen modern, praktisch und hell gestaltet werden.“ Der Zeitplan ist ambitioniert: Am 14. April will das Haus schon wieder eröffnen.

Wer den Mittagstisch im Europäischen Hof schätzte, wird sich nach einer neuen Adresse umsehen müssen. Der Gastraum wird künftig den Hotelgästen als Frühstücksraum zur Verfügung stehen. Ein Restaurantbetrieb ist nicht geplant.

Gebucht wird über die Düsseldorfer Zentrale. „Einen Tag vor der Anreise erhält der Gast einen Pin, mit dem er dann das Zimmer öffnen kann“, erklärt Rocholl. Bis 16 Uhr wird das Hotel besetzt sein, danach sind die Gäste auf sich gestellt.

Hülshoff macht
einen klaren Schnitt

Mit jedem Tag, den die Übergabe näher rückt, wird Hülshoff ein klein wenig wehmütiger. „Hier steckt viel Herzblut und Geschichte drin“ sagt er. Der Europäische Hof sei ein Stück Ratingen, das verloren ginge. Unzählige Gespräche, schöne und traurige Momente – all das fand hier eine Heimat. „Viele Gäste kommen seit mehr als 40 Jahren zu mir“, sagt er. Seit 47 Jahren ist er jetzt selbstständiger Wirt.

Mitnehmen, so Hülshoff, werde er kaum etwas. Er macht einen klaren Schnitt. Auch die kleine Wohnung, die er derzeit im Haus noch bewohnt, wird er räumen. Die Gastronomie habe sich in den letzten Jahren sehr verändert. Für ihn sei es jetzt Zeit, loszulassen. „Ich werde weiter singen und Konzerte geben“, verspricht Hülshoff. Dem Brauchtum könne er nach so vielen Jahren nicht einfach Lebewohl sagen. Und vielleicht bleibe dann endlich Zeit für Dinge, die viele Jahre lang auf der Strecke geblieben sind, „Sport zum Beispiel“, sagt Hülshoff. Aber er gibt auch unumwunden zu: „Der Abschied fällt mir schwer.“