Ratingen Busfahrer versagt Asthmatikerin Mitfahrt
Ratingen. · Ein ärztliches Attest bescheinigt Janina Zupp, dass sie sich auch ohne Mundschutz bewegen darf. Trotzdem verweigert ihr ein Busfahrer der Rheinbahn die Mitfahrt. Für die Ratingerin beginnt eine Odyssee.
Ein langer Arbeitstag im Düsselland ging für Janina Zupp zu Ende. Von ihrem Feierabend trennte sie noch eine rund 40-minütige Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Düsseldorf nach Ratingen. Daraus sollten am Ende vier Stunden werden. Am Düsseldorfer Hauptbahnhof war für sie erst einmal Endstation.
Janina Zupp trägt keinen Mundschutz. „Wenn ich diesen benutze, bekomme ich innerhalb von Minuten einen schweren Asthmaanfall“, erklärt die Ratingerin. Ein ärztliches Attest bescheinigt ihr deshalb, dass sie sich auch ohne Maske in der Öffentlichkeit bewegen darf. Auch bei der Arbeit trägt Janina Zupp keinen Mundschutz.
„Ich bin dort die einzige“, so die Ratingerin. Immer häufiger wird sie deshalb offen angefeindet: „Je länger diese Pandemie dauert, desto aggressiver werden die Menschen.“ Mit dem, was der Abend des 12. Juli für sie bereithalten sollte, hatte sie jedoch nicht gerechnet.
Am Hauptbahnhof wollte Janina Zupp in den Bus der Linie 754 nach Ratingen einsteigen. Doch der Fahrer hielt sie auf. Ohne Maske wollte er sie nicht mitnehmen. „Ich habe ihm mein Attest vorgelegt, aber er weigerte sich, mich einsteigen zu lassen.“ Ratlos blieben Janina Zupp und ihr Arbeitskollege auf dem Bussteig stehen.
Nach einem unfreundlichen Wortgefecht fuhr der Bus davon. Schließlich keimte doch noch ein Funken Hoffnung auf. „Der Bus hielt wieder an, und wir dachten, der Fahrer hätte seine Meinung geändert.“ Doch dieser rief die Polizei.
Die Beamten erkannten das Attest zwar an, gaben aber zu bedenken, dass der Busfahrer durchaus von seinem Hausrecht Gebrauch machen und Fahrgästen den Transport verweigern könne. Janina Zupp musste den Bus fahren lassen.
Ratingerin war vier Stunden
statt 40 Minuten unterwegs
„Wir sind schließlich mit der S-Bahn nach Ratingen-Ost gefahren, von dort aus nach Ratingen-West und anschließend zu Fuß bis nach Tiefenbroich.“ Alles in allem war die Ratingerin vier Stunden unterwegs und musste unterwegs mehrfach ihr Asthmaspray benutzen. „Ich fühle mich diskriminiert“, so Zupp. „Inzwischen bin ich mehrfach aus Restaurants geworfen worden. Die Menschen schauen mich schief an oder beschimpfen mich. Das war der Höhepunkt.“ Sie hat Verständnis für die Corona-Ausnahmesituation, wünscht sich aber mehr Empathie. „Ich arbeite zwölf bis 15 Stunden pro Tag, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Oft bin ich erst gegen 23 Uhr zuhause. Die Anbindung vom Messegelände an den Nahverkehr ist ohnehin schon schwierig. Was muss man sich noch alles gefallen lassen?“, so Zupp. „Wie mag es wohl älteren Menschen in solch einer Situation gehen?“
Katharina Natus, Sprecherin der Rheinbahn, bedauert den Vorfall zutiefst. „Für unseren Fahrer stellt dieser Fall eine Ausnahmesituation dar. Unsere Mitarbeiter sind angehalten, die Fahrgäste zu schützen. Wir können uns nur aufrichtig entschuldigen und sind gerne zu einem persönlichen Gespräch bereit.“ Katharina Natus verspricht, die Rheinbahn werde alles daransetzen, die Information der Fahrer dahingehend nachzubessern, dass solche Fälle nicht mehr vorkommen. Ein finanzieller Schaden ist Janina Zupp nicht entstanden. Doch die Aufregung und die lange Nacht haben Spuren hinterlassen. „Eine Entschuldigung ist das Mindeste.“