Schulausschuss: „Eine Chance für die Schule“

Betrieb an der Realschule soll weitergehen. Die Stadt müsste dafür auch vor Gericht gehen.

Lintorf. Eine solche Kulisse hat es bei einer Schulausschusssitzung in Ratingen noch nie gegeben: In der vollbesetzten Aula des Lintorfer Schulzentrums verfolgten hunderte Eltern, Schüler, das Kollegium der Heisenberg-Realschule, aber auch Lehrer anderer Schulen die kurzfristig angesetzte Sondersitzung wegen der drohenden Schließung der Werner-Heisenberg-Realschule. Immer wieder wurden die Redebeiträge für den Erhalt der Schule mit tosendem Applaus bedacht.

Nach fast zwei Stunden beschloss der Ausschuss einstimmig über alle Fraktionsgrenzen hinweg, den Betrieb an der Realschule aufrechtzuerhalten. Gegen die zu erwartenden Schritte der Bezirksregierung die Schule zu schließen, soll die Stadt Rechtsmittel einlegen. Der Beschlussvorschlag der Verwaltung, nach der Vorgabe aus Düsseldorf die Realschule sukzessive aufzulösen, wurde ebenso einstimmig abgelehnt.

Wie sehr das Thema die Menschen bewegt, zeigt sich daran, dass in wenigen Tagen mehr als 3000 Unterschriften für den Erhalt der Schule gesammelt wurden. Schuldezernent Rolf Steuwe dankte nicht nur der Schulgemeinde, sondern allen, die sich so engagiert für die Heisenberg-Schule eingesetzt haben. „Ganz Ratingen ist daran gelegen, diese Schule zu erhalten.“

Er listete alle Argumente für eine Weiterführung der Schule auf, die er auch vergeblich bei der Bezirksregierung vorgetragen hatte. Die Schulaufsicht lehnte jedoch eine weitere Gnadenfrist ab und besteht auf Schließung. Das sei „nach Recht und Gesetz“, weshalb Steuwe einer rechtlichen Auseinandersetzung „keine Aussicht auf Erfolg“ bescheinigte. „Sie können hier aber auch etwas anderes beschließen.“

Alle Fraktionen betonten, dass sie den Schulstandort erhalten wollten. Die Bürger-Union, die die Sondersitzung wie auch die Unterschriftensammlung initiiert hatte, argumentierte, dass man kämpfen müsse: Vor dem Verwaltungsgericht würden die Ratinger Argumente vielleicht anders bewertet, so Angela Diehl. Auch Margret Paprotta (CDU) forderte, die „Flinte nicht zu früh ins Korn zu werfen und der Schule noch eine Chance zu geben.“

SPD, FDP und Grüne wollten ebenfalls den Klageweg riskieren, SPD und Grüne regten zugleich aber an, einen „Plan B“ zu verfolgen und über Alternativlösungen nachzudenken.

Schulleiter Wolfgang Schoch wies in seinem flammenden Appell, der immer wieder von Beifall unterbrochen wurde, darauf hin, dass die Realschule sich neu positioniert und profiliert hätte. Er bat um „gnadenlose Unterstützung“ für die jetzt 350 Schüler in den 13 Klassen. Auch Schülerin Lea aus der Klasse 8 b beschwor den Ausschuss, weiter für den Erhalt der Schule zu kämpfen. Den Alternativvorschlägen wie Einheitsschule oder Elternbefragung erteilt Dezernent Steuwe eine Absage: Sie kämen zu spät und würden den kommenden Fünftklässlern nicht helfen.

Für eine Einheitsschule gebe es zudem zu geringe Schülerzahlen. Bereits im nächsten Jahr könne man lediglich mit 830 Grundschulabgängern rechnen, in diesem Jahr waren es noch gut 900. Bei allen Überlegungen bleibe es doch für die Eltern eine „Hängepartie“.