Sicherheitssysteme: Reitställe werden zu Festungen
Gegen die steigende Zahl von Einbrüchen in Reitanlagen setzen immer mehr Besitzer auf hochmoderne Sicherheitstechnik.
Kreis Mettmann. Tatort Reitstall. Einbrecher sind mehrfach in Reiterhöfe im Kreis Mettmann eingedrungen und haben wertvolle Sättel und Zaumzeug gestohlen. In der vergangenen Woche wurden zudem mehrere Autos geknackt. Der Gesamtschaden geht in die Zehntausende. Immer mehr Hofbesitzer rüsten deshalb jetzt auf und bauen in ihren Ställen Alarmanlagen und Videokameras ein.
Zuletzt war der Hof Lüttgesheide auf der Stadtgrenze von Mettmann und Wülfrath das Ziel von Einbrechern. „Sie haben sieben Westernsättel gestohlen“, sagt Hilga Höfkens, die mit ihrem Mann Karl-Hermann den Hof betreibt. Dass es sich bei den Tätern um Kenner handelt, steht für sie außer Frage.
„Die Einbrecher haben nur die hochwertigen Sättel mitgenommen. Ältere haben sie in den aufgebrochenen Schränken liegengelassen“, sagt Hilga Höfkens. Die Einbrecher waren über einen Notausgang der Reithalle in den Stall gelangt und hatten die Vorhängeschlösser der eingemauerten Schränke geknackt.
Die Polizei geht davon aus, dass die Sättel mit einem Kleinlastwagen abtransportiert wurden. „In der Nähe des Tatortes haben wir Reifenspuren gefunden, die darauf hindeuten“, sagt Polizeipressesprecher Ulrich Löhe. Offensichtlich wurden die Täter gestört, denn sie ließen Decken und Schabracken, die sie schon aus dem Stall geschafft hatten, zurück.
„In dieser Woche werden wir eine Überwachungsanlage installieren. Die haben wir seit einiger Zeit, sie kann aber erst jetzt in Betrieb genommen werden. Wir sagen unseren Reitern immer wieder, dass sie ihre Sättel am besten mit nach Hause nehmen. Aber das geht natürlich nicht immer“, sagt Hilga Höfkens.
Von Einbrüchen und Diebstählen ist das Turnier- und Reitsportzentrum Volmer in Wülfrath verschont geblieben. Martin Volmer führt das darauf zurück, „dass wir nach der Brandstiftung im Jahr 2003 erhebliche Investitionen in die Sicherheit getätigt haben“.
Damals kamen mehrere Pferde in den Flammen um, wurde ein Millionenschaden angerichtet. Volmer: „Infrarot- und Videoüberwachung, Nato-Draht im Wald rund ums Gelände. Und drei Wachhunde sind auf dem Hof. Außerdem sprechen wir alle Menschen direkt an, die uns unbekannt sind.“ Hundertprozentige Sicherheit gebe es nicht. „Aber man muss schon in die Tasche greifen, um ruhig zu schlafen.“
„In den ersten Tagen nach dem Einbruch war es schon sehr unangenehm“, sagt Elli Hoffmann (Name von der Redaktion geändert). „Wir hatten schon Angst, dass die Einbrecher wiederkommen. Neben dem Sattelraum sind gleich die Pferde untergebracht“, fügt sie hinzu. Eine der bestohlenen Reiterinnen hat sich bei einem Online-Versteigerungsportal angemeldet: „Vielleicht taucht ihr Sattel dort auf.“
Wohin die gestohlene Reitausrüstung geht, weiß die Polizei nicht. „Die Sättel sind bislang nirgendwo — auch nicht auf Internetbörsen — aufgetaucht“, sagt Polizeisprecher Löhe. Deshalb vermutet die Polizei, dass Sättel und Zaumzeug national oder international verschoben werden. Löhe: „Wie das abläuft, ist uns noch ein Rätsel.“ Die Ermittler gehen davon aus, dass die Tatorte im Vorfeld genau ausgekundschaftet wurden.
Robert Nußbaum, Besitzer des Stalls Gut Neu Oetzbach in Mettmann, hat seine Sattelkammer mit einer Alarmanlage und einer Überwachungskamera gesichert. Nußbaum: „Ich, wie auch Kollegen in der Nachbarschaft, kriegen ständig Anfragen per E-Mail, in denen wir von Unbekannten gefragt werden, wie wir unsere Sättel gesichert haben.“ Er antwortet immer: „Kommen Sie vorbei und erkundigen sich vor Ort.“
Diethelm Löckenhoff von der gleichnamigen Reitanlage in Mettmann hat die Satteltür seines Hofs mit einer Stahltür gesichert und eine Video- und Alarmanlage installiert.