Wülfrath 120 Arbeitsplätze im ADP-Haus

Wülfrath · Das Kreisgesundheitsamt platzt aus allen Nähten und will möglichst bald Büros nach Wülfrath verlegen.

Das Gebäude an der ADP-Straße 1, das einer Gesellschaft gehört, steht seit mehr als fünf Jahren leer.

Foto: Ulrich Bangert

. Das Kreisgesundheitsamt platzt seit Beginn der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie buchstäblich aus allen Nähten. Derzeit gibt es „rechnerisch 188 Vollzeitstellen, aber viel mehr Köpfe, weil viele Mitarbeiter in Teilzeit arbeiten“, wie Daniela Hitzemann, Sprecherin des Kreises Mettmann, berichtet. Das hat jetzt auch Auswirkungen für Wülfrath. Der Kreisausschuss hat grünes Licht gegeben, 120 Arbeitsplätze in die Kalkstadt auszulagern. „Der politische Beschluss ist da, wir wollen baldmöglichst loslegen“, bestätigt Daniela Hitzemann auf WZ-Anfrage.

Die Wahl ist auf das seit mehr als fünf Jahren leerstehende ADP-Gebäude an der ADP-Straße 1 gefallen. Dort sollen zwei Etagen angemietet werden.

„Ein einfach rein wird es allerdings nicht geben. Die Räume müssen noch ertüchtigt werden, das ist erst einmal Sache des Vermieters, der eine Grundausstattung bereitstellen muss“, erklärt die Kreissprecherin. Dieser ist wiederum eine Gesellschaft. „Wenn wir Sonderwünsche haben, müssen wir uns natürlich selbst darum kümmern“, so Daniela Hitzemann weiter. Wenn alles nach Plan läuft, sollen die Büros Anfang kommenden Jahres zur Verfügung stehen.

Bürgermeister Ritsche begrüßt das Interesse des Kreises

Das Kreisgesundheitsamt hat nach Angaben der Kreissprecherin in Mettmann mittlerweile sogar die Fraktionsbüros im Kreishaus mit „Anti-Corona-Personal“ belegt. „Dort sitzen auch Soldaten der Bundeswehr, die bei der Kontaktverfolgung helfen. Das ist eine Kernaufgabe. Aber auch Fallregistrierung ist dort angesiedelt.“ Unter anderem diese Aufgaben sollen auch im ADP-Gebäude in Angriff genommen werden. „Außerdem könnte dort auch das Thema Impfen koordiniert werden“, meint Daniela Hitzemann. Das Impfzentrum des Kreises Mettmann wird freilich in Erkrath eröffnet (die WZ berichtete).

„Grundsätzlich begrüße ich, dass der Kreis auch den Standort Wülfrath für die dezentrale Unterbringung von Verwaltungseinheiten des Kreises vorsieht. Ich gehe davon aus, dass die Stadt Wülfrath kurzfristig in die weiteren Planungsschritte des Kreises eingebunden wird“, erklärt Bürgermeister Rainer Ritsche auf WZ-Anfrage. Über das Anmietungsinteresse an einer Liegenschaft in Wülfrath durch den Kreis Mettmann im Kontext der Corona-Pandemiebekämpfung habe der Bürgermeister nur sehr kurzfristig Kenntnis erlangt. Über Details der Anmietung (Nutzende Einheit, Dauer und Flächenumfang) sei er noch nicht informiert.

Die Geschichte des Unternehmens ADP, dem IT-Dienstleister für Handels-Software insbesondere für Autohändler, war in Wülfrath von Höhen und Tiefen begleitet. Gestartet im Jahr 1989 als Vorzeige-Gewerbeansiedlung in der Ära von Bürgermeister Ulrich Eilebrecht geriet das Unternehmen zeitweise in Schieflage. Die WZ berichtete darüber im Oktober 2009. „Die zunehmend schwierige Situation in der Automobilindustrie schlägt sich auch auf den Autohaus-Dienstleister ADP nieder.“ Finanzchef Roger Lang sagte damals der WZ: „Aufgrund der grundsätzlichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Branche müssen auch wir Kurzarbeit fahren.“ Alle Standorte in Deutschland seien betroffen, auch alle 170 Mitarbeiter in der Wülfrather Zentrale.

Bereits im Februar 2009 hatte es Spekulationen gegeben, dass ADP Wülfrath verlassen könnte. Roger Lang äußerte sich so: „Das steht noch nicht fest. Aber Wülfrath darf optimistisch sein.“ Konnte Wülfrath nicht. Nachdem das Hauptunternehmen im gleichen Jahr Richtung Ratingen umzog, war ADP Dealer Services noch bis 2015 in Wülfrath gemeldet, „aber praktisch nicht vorhanden“, wie es Wirtschaftsförderer Karsten Niemann formuliert.