A 44-Lückenschluss birgt auch kleine Risiken

IHK-Referent Marcus Stimler spricht über die Eröffnung des östlichen Teilabschnitts.

Wülfrath/Kreis Mettmann. Laut Straßen NRW wird der Ostabschnitt des Lückenschlusses der A 44 zwischen Velbert und Ratingen-Ost „im ersten Quartal 2018“ eröffnet — eines der wichtigesten Projekte für die gesamte niederbergische Wirtschaft. Nach Ansicht von Marcus Stimler, IHK-Referent für Handel, Dienstleistungen, Regionalwirtschaft und Verkehr in der Zweigstelle Velbert, birgt der Lückenschluss Chancen — aber auch kleine Risiken für die Städte im Nordkreis Mettmann.

Foto: Fotografie Wiese

Das „Projekt Lückenschluss A 44“ ist inzwischen mehr als 40 Jahre alt. Was wird die A 44 für die Region bringen?

Marcus Stimler: Mit wenigen Worten lässt die Frage sich nicht beantworten. Aber sicher wird die bessere Erreichbarkeit der Städte sich positiv für die Unternehmen in der Region und auf die Gewerbeansiedlungen auswirken. Vom nördlichen Bereich des Kreises Mettmanns wird man künftig deutlich schneller in Düsseldorf und insbesondere am internationalen Flughafen in Düsseldorf sein, der einen enormen Standortvorteil bietet. Und gerade diese Nähe beziehungsweise die schnelle Erreichbarkeit des Airports müssen die Kommunen sich zum Nutzen machen. Soll heißen, sie sollten auf Grund der meist über Jahre andauernden Planverfahren bereits heute schon Suchräume für neue gewerbliche Flächen definieren.

Warum ist das aus Ihrer Sicht gerade jetzt wichtig?

Stimler Setzen die Städte zu stark auf den Faktor Wohnen, könnte das Gleichgewicht im Dreiklang aus Wohnen, Leben und Arbeiten in Wanken geraten. Mettmann erlebt das schon, weil über viele Jahre der Wohnstandort gestärkt wurde und eine gewerbliche Flächenentwicklung nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Die Folge sind fehlende Gewerbesteuereinnahmen. Der aktuelle Bürgermeister Thomas Dinkelmann steuert gegen, darf hier aber jetzt nicht nachlassen. Insgesamt müssen alle Kommunen im Kreis aufpassen, dass sie nicht zum „Wohnzimmer“ für Düsseldorf werden, dass also hier nur gewohnt, in der Landeshauptstadt aber gearbeitet wird.

Gibt es weitere Risiken?

Stimler: Pendeln könnte sich nicht nur auf die Arbeitswelt auswirken. Es gilt, mit attraktiven Innenstädten eine Art verstärkten Einkaufstourismus nach Düsseldorf zu vermeiden. Velbert und Heiligenhaus sind bereits auf einem guten Weg. Gemeinsam mit der IHK wird hier an einer nachhaltigen Stadtmarketingstrategie gearbeitet. Wichtig dabei ist, die in Bau befindlichen Einzelhandelsvorhaben „Stadtgalerie Velbert“ und „Hitzbleck-Forum“ in diese Überlegungen mit einzubeziehen. Ziel ist es, dass Miteinander der Unternehmer zu stärken und an einem echten Wir-Gefühl zu arbeiten. Die IHK wird unter anderem in Mettmann gemeinsam mit der Stadtverwaltung erstmalig ein Wirtschaftstreffen organisieren und somit den Unternehmen eine Netzwerkplattform anbieten.

Welche Vorteile könnten sich für die Unternehmen ergeben?

Stimler: Logistiker und Betriebe mit starkem Warentransport profitieren von kürzeren Wegen zur Autobahn. Aber auch für die Mitarbeiter und insbesondere für potenzielle Arbeitnehmer ergeben sich schnellere Anreisemöglichkeiten, damit wird die Region für Fachkräfte ebenfalls attraktiver. Hier sehe ich durchaus Chancen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Und die Kommunen haben die Gelegenheit, ihre wenigen freien Gewerbeflächen noch besser zu vermarkten. Durch die gute Autobahnanbindung steigt die Attraktivität von Gewerbegebieten wie beispielsweise dem in der konkreten Planung befindlichen Areal „Grüner Jäger“ in Heiligenhaus deutlich an. Anders herum sollten sich die Städte, wie bereits erwähnt, aber auch auf steigende Nachfragen einstellen und für entsprechend attraktive Ansiedlungsflächen sorgen. Beispielhaft ist hier das Gewerbegebiet Münchheide in Willich zu nennen. Mit der Fertigstellung der Rheinbrücke konnte dieses Gewerbegebiet mit direktem A 44-Anschluss schnell vermarktet werden.

Wenn das erste Teilstück eröffnet ist und gleichzeitig an der Vollendung bis Ratingen-Ost gearbeitet wird, geht für die Region ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Aber damit ist ja noch nicht alles erledigt…

Stimler: Vom Weiterbau bis zur A 3 hängt natürlich noch viel ab. Aber abgesehen von den bereits erwähnten Punkten haben die Kommunen insbesondere im Stadtmarketing noch große Aufgaben zu bewältigen. Erste Ansätze sind vorhanden, aber es geht darum, gezielt qualitativ hochwertigen Einzelhandel neu in die Innenstädte zu holen, um die Kaufkraft der Bürger zu binden. Wir als IHK begleiten dies aktiv.