Bayerische Lebensfreude in Wülfrath

Der Brauchtumsverein wurde bereits 1950 in der Kalkstadt zum Leben erweckt. Noch immer verbreiten die Landsleute bei ihren zünftigen Auftritten beste Laune.

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Wülfrath. Wenn es um Fußball geht, sind die Bayern in hiesigen Breiten nicht sonderlich beliebt. Ganz anders sieht es aus, wenn die Bayerischen Landsleute vor ihr Publikum treten. Ihr jüngster Auftritt fand vor den Herbstferien in einem Wuppertaler Seniorenheim statt. „Die Leute waren begeistert und haben toll mitgemacht“, sagt der Vorsitzende, Johann Ernst, im Gespräch mit der WZ. Die musikalische Darbietung dauerte dann auch eine Stunde lang, statt der üblichen 15 Minuten, eingebettet in einem Gesamtprogramm mit anderen Musikern. In Wülfrath werden die Bayerischen Landsleute im Rahmen des Festes der Kulturen am 11. November wieder ihr Publikum begeistern.

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Johann Ernst, Vorsitzender der Bayerischen Landsleute

Der Brauchtumsverein wurde bereits 1950 von Bayern gegründet, die auf Arbeitssuche waren. Die meisten fanden ihre berufliche Zukunft bei den Kalkwerken. Ort der Gründung war die Gaststätte „Zur deutschen Flotte“. Heimat- und Brauchtumspflege stehen von Anfang an im Mittelpunkt der Aktivitäten der Bayerischen Landsleute.

1960 wurde die Kuhglockengruppe von Helmut Wolski gegründet, dem Schwiegervater des aktuellen Vorsitzenden. Kuhglockenspiel ist bis heute noch ein wichtiger Teil der musikalischen Darbietungen der Landsleute. 1965 wurde dann die Jugendgruppe ins Leben gerufen.

Dies tat Irene Wolski, die Gattin von Helmut Wolski. Knapp 20 Kinder ließen sich von der bayerischen Kultur in ihren Bann ziehen und wirkten an vielen Auftritten mit. „Bis in die 1990er Jahre hat das gut geklappt, dann waren die Kinder erwachsen“, erinnert sich Johann Ernst. „Und leider blieb der Nachwuchs aus. In dieser Zeit wurde die Gruppe wieder geschlossen.“

Aktuell haben die Bayerischen Landsleute 26 Mitglieder, von denen noch etwa zehn aktiv sind. „Das wird schon weniger“, räumt der Vorsitzende ein. In der Hochzeit 1975 zählte der Verein stolze 60 Mitglieder. Dennoch, die derzeit jüngsten Mitstreiter sind um die 30 Jahre alt. Das lässt Johann Ernst für die Zukunft des Vereins hoffen.

Die Musikgruppe kann in diesen Tagen zwei Akkordeonspieler, drei Tubabläser und einen Mundharmonikaspieler aufbieten. „Das reicht für unsere Auftritte, aber es wäre schön, wenn noch ein Gitarrenspieler dazukäme. Und ein weiterer Akkordeonspieler wäre auch gut“,sagt Johann Ernst.

Zu den beim Publikum beliebtesten Melodien zählen „Glück auf“ und „Almenrausch“. „Wir sind aber keine Profis, wir machen die Musik aus Leidenschaft“, sagt Johann Ernst. Ihm ist auch wichtig, dass die Bayerischen Landsleute nicht mehr als Tanz- und Musikgruppe angekündigt werden. Das sei dem Alter von einigen Mitgliedern geschuldet, auf Schuhplattler und Co. muss das Publikum mittlerweile verzichten.

In der Vergangenheit haben die Bayerischen Landsleute ein paar mal ihr Domizil Wechseln müssen. Nach der Gründung in der Gaststätte „Zur deutschen Flotte“ gab es einen Wechsel zum Lokal „Zum Grünental“. „Wann das genau war, ist nirgendwo aufgeschrieben“, sagt Johann Ernst. Wohl aber, dass dieses Lokal 1997 geschlossen wurde. Ab 1998 war dann wieder die Gaststätte „Zur deutschen Flotte“ Heim der Landsleute. Auch dieses Lokal wurde geschlossen, seit 2015 ist die Gaststätte „Zur Kantine“ in Dornap das neue Domizil. „Ein Probenplatz ist schwer zu finden. Er kostet Geld und wir sind laut“, erklärt der Vorsitzende. Dies sei nun in Dornap optimal gelöst. In der Vergangenheit hatten die Bayerischen Landsleute mehr als 20 Jahre lang in der ehemaligen Hauptschule geprobt — auch für Auftritte auf dem Herzog-Wilhelm-Markt, an dem sie von 1977 bis 1995 regelmäßig teilgenommen hatten.

Die Bayerischen Landsleute treffen sich immer mittwochs, von 18 bis 20 Uhr zur Probe in Dornap. Anschließend sitzt man beim Stammtisch zusammen. „Wer Interesse hat, bei uns mitzumachen, kann gerne zu einem der monatlichen Versammlungsterminen kommen“, sagt Johann Ernst. Die werden nach wie vor im Schaukasten der Bayerischen Landsleute bekanntgegeben — und er hängt immer noch am Gebäude, in dem bis zum Jahr 2014 die Gaststätte „Zur deutschen Flotte“ war.