Das Apfelfest leidet unter Regen
Schlechtes Wetter, geschlossener Zeittunnel — die Voraussetzungen für das Apfelfest waren nicht gut.
Wülfrath. Gisela Knorr lugt unter ihrem Sonnenschirm hervor, der ihren kleinen Verkaufsstand vor dem Regen schützt. „Umsatz kann ich heute vergessen“, sagt sie und lacht, „aber mir machen solche Feste einfach Freude, trotz allem.“ Die Freizeitkünstlerin ist bereits zum dritten Mal auf dem Apfelfest, verkauft selbstgenähte bunte Taschen, aus verschiedensten Materialien und Stoffen. „Diese hier“, sie holt eine gelb orange rot gestreifte Tasche hervor- „habe ich aus Platzdeckchen gemacht“.
Nur wenige Besucher kommen zum Apfelfest, die meisten mit Kindern. Seit Jahren kommt Peter Kirschner aus Kevelaer mit seinen Specksteinen her, die von den Kindern bearbeitet werden können. Felia aus Erkrath hat einen kleinen Stein mit einer Feile bearbeitet und daraus ein Auge geformt. Ihr kleiner Bruder Henry versucht sich an einem ganzen Gesicht. „Das hier sind die Augen und da ist der Mund und hier die Nase“, zeigt er stolz und deutet auf einige selbstgeraspelte Vertiefungen. „Speckstein wird in Indien, Australien oder auch in der Türkei abgebaut und ist ein sogenannter Halbedelstein“, erklärt Kirschner, der hauptberuflich Straßentheater und Clownerie macht, „dadurch, dass er in der Bearbeitung so weich und formbar ist, ist er vielseitig einsetzbar, zum Beispiel in der Kunsttherapie.“
Immer wieder kommen die Kinder zu ihm, wollen nach getaner Arbeit ihren Stein endlich in das Zauberwasser tauchen. „Unter uns“, sagt der Künstler und legt seinen Zeigefinger auf den Mund, „das ist Öl. Dadurch kommt die eigentliche Farbe des Steines heraus und das ist immer eine Überraschung.“
Harald Auer, Apfelsaftproduzent
Während die Kinder durch das Feilen und Raspeln immer pudriger auf Kleidung und im Gesicht werden, informieren sich einige der Erwachsenen am Stand der Apfelsaftmanufaktur von Harald Auer über das Mosten und über empfehlenswerte Apfelsorten. „Für Apfelsaft eignen sich eigentlich die säuerlichen Äpfel“, erklärt der Fachmann, der in Wuppertal rund 150 verschiedene Sorten angebaut hat, „denn die schmecken unerklärlicherweise als Saft wesentlich süßer.“ Derzeit wird der gute alte Boskop für die Most verwendet. „Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt für diese Apfelsorte“, erklärt Auer.
Was den Verzehr eines ganzen Apfels am Stück betrifft, kann auch Mitarbeiterin Silke Wild nur bestätigen, „dass die geschmackliche Intensität richtig alten Sorten nicht vergleichbar zu den Angeboten im Supermarkt ist.“
Seit acht Jahren kommt der Wuppertaler Apfelbauer zum Apfelfest am Zeittunnel, auch er nimmt den schlechten Abverkauf seines frisch gemosteten Apfelsaftes locker hin. „Das was ich tue, tue ich mit Leidenschaft, Äpfel sind meine Passion. Probieren Sie mal eine historische Sorte wie eine Ananasrenette oder eine graue Apfelrenette. Ich sage nur — das ist Offenbarung pur!“