Wülfrath Eine starke Botschaft des Lebens und der Hoffnung

Wülfrath · Mit seiner Osterandacht bestärkt der evangelische Pfarrer Ingolf Kriegsmann Christen darin, dass nicht Tod, Leid und Trauer das letzte Wort haben.

„Christ ist erstanden, Christus ist wahrhaftig auferstanden!“ Mit diesem Oster-Ruf werden Christinnen und Christen von je her an Ostern in der Kirche begrüßt. Normalerweise preisen wir mit Orgel, Trompeten, Posaunen und Gesang die Auferstehung des Herrn im Gottesdienst am Ostermorgen. Es ist die Hoffnung und der Glaube, dass das Leben stärker ist, als der Tod. Die Botschaft dieses Festes lautet: Jesus hat den Tod überwunden und ist zu neuem Leben erweckt worden. „Des wollen wir alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit“ wird in einem Osterlied gesungen.

Ist das in diesen Tagen unser Gefühl? Wegen der Pandemie fallen Gottesdienste aus. Keine Trompeten, Orgeln und Gesang. Gottesdienste gibt es nur noch im Internet oder im Fernsehen. Haben wir deswegen keine Hoffnung mehr? Manchmal habe ich das Gefühl, wir sind in der Stimmung der Maria Magdalena, von der das Johannesevangelium erzählt, wie sie am Morgen nach dem Sabbat traurig und niedergeschlagen in der Dämmerung zum Grab Jesu geht. Johannes erzählt: Maria aber steht draußen vor dem Grab und weint. Als sie nun weint, beugt sie sich in das Grab hinein und sieht dort zwei Engel in weißen Gewändern sitzen. Sie sprechen zu ihr: „Frau, was weinst du?“ Maria aber antwortet: „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“

Nachdem sie das gesagt hat, wendet sie sich um und sieht Jesus stehen und erkennt nicht, dass es Jesus ist. Da spricht auch Jesus sie an: „Frau, was weinst du und wen suchst du?“ Sie meint aber, dass es der Gärtner sei, und spricht zu ihm: „Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast?“ Da spricht Jesus zu ihr: „Maria!“ Da wendet sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: „Rabbuni!“, das heißt: „Mein Meister!“

Ich kann mir diese Frau gut vorstellen. Sie hat den liebsten Menschen verloren und ist so verzweifelt, dass sie nur noch weinen kann. Bei ihr liegen so sehr die Nerven blank, dass sie allen, selbst den Engeln und Jesus, dem vermeintlichen Gärtner, nur noch Vorwürfe machen kann. Sie zieht gar nicht in Betracht, dass die Geschichte ganz anders sein könnte, als sie es sich in ihrer Trauer denken kann. Ihre verweinten Augen sehen nur noch das Negative, den Verlust, nicht aber das mögliche Leben. Dann spricht Jesus sie mit ihrem Namen an: „Maria!“ Das löst den Bann und sie spürt genau, dass es Jesus ist, der sie bei ihrem Namen ruft. „Rabbuni!“ Mein Herr und Meister. Was für eine innige Szene, was für eine Freude.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir in der jetzigen Zeit wie Maria durch Nebel und Dämmerung tappen. Ist es schon die Morgendämmerung? Ich wünsche es mir. Viele Menschen können nur noch sehen, was im letzten Jahr alles versäumt wurde. Wir sehen nur das Negative. Wir haben ein Stück von unserer Zuversicht in die Zukunft verloren. Ja, wir sind traurig, dass wir manch lieben Menschen durch die Pandemie verloren haben. An sie wollen wir am 18. April in den Kirchen gedenken. Zudem werden wir in Wülfrath auf dem evangelischen Friedhof zusammen mit den anderen Gemeinden zum Gedenken einen Hoffnungsbaum pflanzen.

Die Ostergeschichte aber, ist eine starke Botschaft des Lebens und der Hoffnung. Wir dürfen mit Zuversicht in die Zukunft sehen. Im Johannesevangelium wird erzählt, wie der auferstandene Jesus selbst Maria den Schleier der Tränen von den Augen nimmt. Ostern ist das Fest der Hoffnung. Wir feiern, dass nicht Tod, Leid und Trauer das letzte Wort haben sondern das Leben. „Christ ist erstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“ Das gilt auch und gerade heute in unserer Zeit. „Des wollen wir alle fröhlich sein. Halleluja!“