Es war einmal in Italien

Wie erinnern sich die Velberter an den WM-Sieg heute vor 25 Jahren? Die WZ hat nachgefragt.

Foto: Frank Leonhardt/dpa/Bahrmann/Bangert

Die Zeiten waren wirklich andere: Das Internet im heutigen Sinn gab’s nicht, die deutsche Wiedervereinigung war offiziell noch nicht vollzogen und Millionen Menschen begeisterten sich für Tennis — gerne auch in der Fernsehvariante. In einem ähnelte der 8. Juli 1990 aber dem 13. Juli 2014: Deutschland war Fußball-Weltmeister geworden und der Jubel hierzulande kannte keine Grenzen. Wie haben Zeitzeugen diesen Tag erlebt? Die WZ fragte nach.

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„Da wohnte ich schon in Wülfrath“, erinnert sich Hans-Joachim Blißenbach, Pressesprecher der Stadt Velbert. „Wir sind spontan nach Düsseldorf gefahren, zur Kö“, lacht er. „Weil ich eine Deutschland-Fahne dabei hatte, landete ich in einem Cabrio. Mit wildfremden Menschen bin ich im Autokorso mitgefahren.“ Ja, er könne sich noch gut entsinnen, dass Deutschland hochüberlegen war, dennoch einen Elfmeter brauchte, um das Spiel für sich zu entscheiden.

„Wichtig war, dass Maradona geschlagen war.“ Für ihn und viele andere Fußballfans tatsächlich eine persönliche Angelegenheit mit dem umstrittenen Superstar. „Ansonsten schätze ich die Argentinier sehr. Schließlich kommt meine Frau aus Südamerika“, sagt der 55-Jährige.

Deutlich weniger Erinnerungen trägt Peter Blau (66), Vorsitzender des Stadtsportverbandes Velbert, mit sich. „Ich weiß, dass wir Weltmeister geworden sind. Und dass wir richtig gefeiert haben. Aber wo? Keine Ahnung.“ Erinnert er sich, wer das Tor gemacht hat? Auf Anhieb nicht. Er bei einer kleinen Nachhilfe dämmert’s: „Brehme, stimmt!“

Für Dieter Blobel, Hauptgeschäftsführer von Union Velbert, hat sich eine Szene tief ins Gedächtnis eingegraben: „Als der Beckenbauer nach dem Spiel ganz für sich alleine über den Platz ging.“ Aber auch an den Moment, der zum Elfmeter führte, hat er Erinnerungen: „Ich meine, Völler ist gefoult worden.“ Anschließend habe Brehme souverän verwandelt: „Mit dem rechten Fuß ins linke untere Eck.“ Andere Gedanken, die Blobel zu der gesamten WM hat: „Matthäus hat ein überragendes Turnier gespielt und dann war dann noch die Spuckattacke des Niederländers Frank Rijkaard.“ Letzterer war übrigens der, der jahrelang von deutschen Fans nur „Lama“ gerufen wurde.

„Ich habe damals in Fürstenfeldbruck gewohnt und in meiner Stammkneipe geguckt“, erklärt Volker Münchow, Landtagsabgeordneter der SPD. Er erinnert sich an die kollektive Begeisterung. „So voll habe ich den dortigen Markt nie mehr gesehen. Aus den Kneipen haben die Leute Essen und Trinken angereicht. Das Bezahlen war völlig egal an diesem Abend.“ An das Spiel selbst hat er kaum Erinnerungen. „Das ist wohl raus aus meinem Gedächtnis.“

Gut kann er sich dagegen an das erste Länderspiel erinnern, das er gesehen hat: Bei der WM 1974 in Deutschland. In Düsseldorf gegen Schweden. Das war am 30. Juni bei der Zwischenrunde. Hier setzte sich Deutschland durch. Am 7. Juli 1974 schlug das Team um Franz Beckenbauer die Niederlande im Endspiel. Aber das ist eine andere Geschichte.