Velbert Alles zurück auf Anfang?
Velbert. · Der Ausschuss für Stadtplanung und Mobilität will die Zukunft des Hertie-Areals neu beraten.
Jörg Ostermann erläuterte noch einmal ausführlich die Eckpunkte des Vorhabens, das die Oberstadt stärken soll, betonte, dass die hohe Qualität des Gesamtprojektes im Vordergrund stehe und sich auch im neuen Investorenauswahlverfahren alle Ziele am integrierten Handlungskonzept für die Velberter Innenstadt orientieren. Außerdem erklärte der Dezernent die Änderungen, die für das neue Auswahlverfahren vorgenommen wurden: Die Errichtung eines Kinos sollte, nicht zuletzt aufgrund der pandemiebedingten, unsicheren Entwicklung der Kinowirtschaft, nicht mehr verpflichtend sein, aber potentiellen Bauherren zusätzliche Punkte bringen. Es gebe mehr konkrete Vorgaben im Bereich Klimaschutz, unter anderen die intensive Begrünung von Dächern und Flächen. Außengastronomie habe durch Corona einen ganz neuen Stellenwert bekommen, erläuterte Ostermann. Eine Platzfläche werde ausdrücklich begrüßt; angedacht sei ein Areal von 200 bis 300 Quadratmetern an der Ecke Friedrichstraße/Grünstraße, um den Kreuzungspunkt hervorzuheben. Alles in allem ein Plädoyer, das zweite Auswahlverfahren nun auf den Weg zu bringen.
Doch die neue Mehrheit im Stadtrat und dessen Fachausschüssen will offensichtlich etwas anderes: „Das Projekt bedarf einer weiteren politischen Diskussion“, sagte Artur Busse (Die Grünen). Insbesondere müsse der Aspekt Klimaneutralität eine erheblich größere Rolle spielen, daher auch der Vorsitzende des Ausschusses für Klima und Umwelt in die Jury des Projektes aufgenommen werden. Eine Forderung, der sich Rainer Hübinger anschloss: „Der Einfluss der Politik ist zu gering“, monierte der Chef der SPD-Ratsfraktion, der außerdem kritisierte, dass die Verwaltung ein Drittel der Jury stellt. Hübinger will auch die Punktegewichtung der Wertungsmatrix noch einmal diskutieren. Kevin Rahn (SPD) betonte, das Areal sei ein Filetstück der Innenstadt, das man nicht allein zahlungskräftigen Privatleuten überlassen solle: Für öffentliche Einrichtungen wie etwa die Dependance einer Hochschule oder eine Markthalle gebe es mit dem vorliegenden Konzept keine Möglichkeit.
Karsten Schneider sieht dagegen keinen Anlass, das ganze Paket wieder aufzuschnüren. Die Verschiebung der Entscheidung zementiere den aktuellen Stand: „Das heißt wieder nur Stillstand“, so der Vorwurf des Vorsitzenden der CDU-Ratsfraktion. Der Einzelhandel werde kein Verständnis für weitere Verzögerungen haben: „Die Leute haben Angst um ihre Zukunft.“ Wie es mit dem Projekt weitergehen soll, fasste schließlich Esther Kanschat (Bündnis 90/Die Grünen) zusammen: Es solle eine neue Gesprächsrunde einberufen werden, um das Projekt neu zu diskutieren, ein Lenkungskreis solle die Eckpunkte neu festlegen, was eine Überarbeitung der Gesamtzielrichtung bedeuten könnte.
Schließlich votierte der Ausschuss knapp mit neun gegen acht Stimmen für eine Vertagung und weitere Beratungen. Sollten am heute der Haupt- und Finanzausschuss (siehe Info-Kasten) und am 23. Februar der Rat den Ausschüssen für Wirtschaftsförderung beziehungsweise Stadtplanung folgen – was aufgrund der Mehrheitsverhältnisse zu erwarten ist – dürfte die weitere Entwicklung des ehemaligen Kaufhausgeländes wohl erst einmal auf Eis liegen. Zumindest wird, wenn der Abriss des ehemaligen Konsumtempels im Juni planmäßig abgeschlossen ist, ein städtebaulicher Schandfleck verschwunden sein. Wenn dann wie angekündigt Mutterboden auf das Areal aufgebracht und eine Blumenwiese gesät wird, kann erst einmal Gras über die Sache wachsen.