Expertin lüftet Baum-Geheimnisse
Kaum einer kennt die Namen der Gewächse im Schlosspark. Das soll sich ändern.
Irgendwie sind sie tragische Figuren, die Bäume im Park vor dem Schloss Hardenberg. Jeder Nevigeser ist schon dutzende Male an ihnen vorbei gegangen — doch kaum einer kennt ihre Namen und Herkunft. Peter Egen, Vorsitzender des Fördervereins Schloss Hardenberg, sagt: „Die jungen Leute können ja kaum noch eine Buche von einer Eiche unterscheiden.“
Das soll jetzt anders werden. Als Egen im Wuppertaler Teil der WZ einen Bericht über Ute Nolden-Seemann und ihre Arbeit im waldpädagogischen Zentrum in Cronenberg las, kam ihm die Idee, endlich auch mal die zahlreichen Bäume im Schlosspark von einer Expertin untersuchen zu lassen. Jetzt sollen die grünen Unbekannten mit Schildern ausgestattet werden, so dass auch für die Bürger keine Fragen mehr offenbleiben. Die Kosten übernimmt der Verein.
Gestern Vormittag: Die studierte Forstwissenschaftlerin Nolden-Seemann startet mit ihrer Analyse in Neviges — und beweist direkt, dass Bäume ihre Betrachter schnell einmal täuschen können. Egen zeigt auf den markanten Baum, rechts vor dem Burgeingang und sagt: „Das ist ein Ahorn, das sieht man. Aber was für ein Ahorn?“
Ute Nolden-Seemann, Forstwissenschaftlerin
Kurze Zeit später nimmt sich die Expertin dem Baum an, mustert ihn kurz von Stamm bis Krone und sagt: „Das ist eine Roteiche aus Nordamerika.“ Der Vereinsvorsitzende ist verblüfft: „Das würde aber von 100 Leuten keiner wissen.“ Rechts und links daneben stehen Blutbuchen und ganz links vor dem Schloss eine Winterlinde.
An der Vorburg sind zwei Linden gewachsen, die selbst der Försterin ein Rätsel aufgeben. Sie pflückt ein Blatt und sagt: „Helle Härchen deuten auf eine Sommerlinde hin, braune auf eine Winterlinde.“ Doch irgendwie ist den Linden an der Vorburg egal, was das Lehrbuch sagt, die Härchen sind braun-weißlich. Doch Nolden-Seemann lässt nicht locker. Sie hebt eine abgefallene Frucht vom Boden auf: „Aha, nur drei Blüten. Also eine Sommerlinde.“ Die Winterlinde hat fünf oder mehr Blüten an der Frucht. Der größte Exot des Parks ist der breite Nadelbaum auf der Wiese neben der Vorburg: eine Zeder.
Eine exakte Bestimmung kann Nolden-Seemann noch nicht vornehmen, da die Unterschiede zwischen den einzelnen Zeder-Arten marginal sind.
Klar ist: Der Baum stammt entweder aus dem Libanon, vom Himalaya oder vom Atlas-Gebirge. „Auf jeden Fall von weit her“, sagt sie. Laut Peter Egen sollen die Schilder noch in diesem Jahre angebracht werden.