Futtermangel: Schepershof hofft jetzt auf „Heu-Paten“
Der Bio-Betrieb muss aufgrund der Trockenheit Futter für die Milchkühe zukaufen. Es drohen finanzielle Einbußen. Jetzt startete eine Hilfsaktion.
Neviges. „Die erste Heuernte im Mai war sehr gut, die zweite schlecht, die dritte noch schlechter, seit Juni wächst nichts mehr“, beklagt Yvonne Bergmann die Folgen dieses außergewöhnlich trockenen Sommers. Dessen Auswirkungen stellt sie und Karla Ulber als die Betriebsleiterinnen des Schepershofs vor großen Problemen: Das Futter für die 21 Milchkühe und rund 26 Nachzuchten auf dem Demeter-Hof wird knapp, zu knapp um damit über den Winter zu kommen. „Wir füttern unsere Tiere nur mit dem, was auf unseren 52 Hektar Nutzfläche wächst. Das sind so 320 bis 340 Heu- und Silage-Rundballen im Jahr. Um unseren geschlossenen Betriebsablauf halten zu können, müssen wir aber in dieser Situation Futter zukaufen“, so die studierte Öko-Landwirtin.
Auf der Bio-Warenbörse im Internet sucht sie nach geeigneten Heu- und Silageballen. „Ich war schon im Hunsrück und habe mir was in Dülmen was angeschaut. Es gibt auch ein Angebot aus der Nähe von Rostock, aber das ist zu weit weg, bei dem weitem Transport entsteht zu viel Kohlendioxid.“ Wegen der Trockenheit dürfen Bio-Höfe jetzt ausnahmsweise konventionell erzeugtes Futter einsetzen, doch die Betriebsgemeinschaft des Bio-Hofes im Windrather Tal möchte möglichst Heu aus dem Demeter-Verbund erwerben. „Trotz dieser Erlaubnis hätte das Konsequenzen für uns, weil wir das Fleisch unserer Tiere nicht mehr als Demeter-Ware vermarkten können, was finanzielle Einbußen bedeutet“, erläutert sie.
Yvonne Bergmann, Betriebsleiterin des Schepershofs im Windrather Tal
Der Ankauf des fremd erzeugten Futters wird auf jeden Fall kostspielig: Lag der Preis für 100 Kilogramm Heu bislang bei 12,50 Euro, ist er jetzt auf 19,50 gestiegen. „Ganze Rundballen kosten jetzt 40 Euro, dazu kommen die Transportkosten, die fast genauso hoch sind“, schildert die Landfrau die derzeit prekäre Marktentwicklung, die eine immens große Belastung für den Schepershofs darstellt.
Die Altenteiler Liesel und Dirk Lücke kamen in der außergewöhnlichen Notsituation auf die Idee einer Heu-Patenschaft und verfassten einen Appell an Kunden und Freunde: „Wenn Sie dem Hof helfen wollen, diese Notsituation ohne zu großen Verlust zu überstehen, werden sie Heu-Pate. Finanzieren Sie einen oder gerne auch mehrere Heuballen! Ein Heuballen kostet inzwischen schon etwa 80 Euro, auch Teilbeträge sind natürlich willkommen.“
Obwohl die Betriebsgemeinschaft des Schepershofs als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) keine Spendenquittungen ausstellen kann, gibt es bereits Zusagen für die Anschaffung von 30 Heuballen, noch 120 werden benötigt, damit keine weiteren Rinder vorzeitig zum Schlachthof gebracht werden müssen. Die Milch der Kühe wird im Hofladen als Roh- sowie als pasteurisierte Trinkmilch verkauft, ferner werden selbst Käse, Quark und Joghurt hergestellt. „Mit der in der Käserei anfallenden Molke werden unsere Schweine gemästet“, verweist Bergmann auf einen weiteren Aspekt des Futterkreislaufes.