Neviges/Wuppertal Großer Teich soll bei Sommerhitze helfen

Neviges/Wuppertal. · Landwirte im Windrather Tal wollen künftig mehr Regenwasser speichern, um vertrocknetes Gemüse zu vermeiden. Davon profitiert auch der Arrenberg.

Benjamin Todtmann am Teich, der bis zum Treibhaus ausgeweitet werden soll.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Normalerweise müsste jetzt Rosenkohl in der Scheune liegen. Aber der ist vergangenen Sommer vertrocknet. Auch Kartoffeln ernteten die Landwirte auf Hof Vorberg im Windrather Tal wegen der großen Trockenheit statt erwarteten acht Tonnen nur fünf. Die Zahl der Rinder musste wegen Futtermangels reduziert werden. „Letztes Jahr waren die Bodenreserven durch den trockenen Winter einfach leer“, sagt Benjamin Todtmann, der in der Hofkooperative für den Ackerbau zuständig ist. 2018 hielten die Pflanzen der Trockenheit noch einigermaßen stand durch die Wasserreserven in der Erde. 2019 war davon nichts mehr übrig. Auch der Brunnen von Hof Vorberg geriet an seine Grenzen. An das öffentliche Wassernetz ist der Hof nicht angeschlossen.

Fahrten zum Hydranten waren nicht sehr umweltfreundlich

Regelmäßig holten daher die Landwirte Wasser in ihrem Sechs-Kubikmeter-Güllefass vom nächsten Hydranten. „Da war einer von uns dann jeweils einen halben Tag unterwegs“, stöhnt Benjamin Todtmann. Die Wasserkosten an sich wären gar nicht einmal das Problem gewesen; aber der Arbeitsaufwand sei immens gewesen, und besonders umweltfreundlich seien die vielen Fahrten auch nicht. Um für weitere heiße Sommer gewappnet zu sein, wollen die Landwirte ihren Teich erweitern und dort das Regenwasser speichern. Bisher dient der kleine Teich eher als Biotop mit seinen rund 20 Kubikmetern Wasser und dem üppigen Uferschilf. „Das reicht bei weitem nicht für die Bewässerung.“ Schließlich wollen 2,5 Hektar Gemüsebeete versorgt werden. Dazu kommen 15 Hektar Ackerfläche und 20 Hektar Grünland. Der neue Teich soll 1000 Kubikmeter Wasser fassen.

Dahinter soll ein weiterer kleiner Teich als Biotop entstehen. Für das Projekt wirbt der Hof auf Startnext um Spendengelder. Der erste Teil des Projekts – 13 000 Euro für die Vergrößerung des Bewässerungsteichs – ist mit 10 485 Euro schon fast finanziert. „Das Teuerste dabei ist die Folie, die wir unter den Teich legen müssen“, erklärt Todtmann. Der Bagger steht schon bereit; aber die Umweltbehörde verlangt noch genauere Pläne sowie den Bauantrag. Viel Zeit bleibt aber nicht mehr, denn bis Ende Februar muss der neue Teich fertig sein. „Damit die Amphibien nicht vorher einwandern“, erläutert der Landwirt.

Die 30 000 Euro für den zweiten Teil der Aktion sind bisher nicht in Sicht: Eigentlich will das Hofteam den Hof zwischen der Gemüsescheune und dem Haupthaus pflastern und das Oberflächenwasser von dort auffangen. Die ehemalige Jauchegrube soll zu einer Zisterne umgebaut werden und das Wasser vom Hof und von den Dächern auffangen. Von dort wird es in den etwas höher liegenden Teich gepumpt. Auch das Wasser, mit dem das Gemüse gesäubert wird, soll zukünftig diesen Weg nehmen. Ein weiterer Vorteil eines gepfasterten Hofs: Mitarbeiter und Besucher müssen nicht mehr durch den Schlamm.

Denn Hof Vorberg betreibt eine Solidarische Landwirtschaft (Solawi): 150 Menschen aus Wuppertal und Velbert, viele Mitglieder leben im Klimaquartier Arrenberg und engagieren sich dort für mehr Nachhaltigkeit im Verein Aufbruch am Arrenberg, halten einen Anteil. Das bedeutet, dass sie jede Woche zwei bis drei Kilogramm Gemüse und Salat, ein Kilo Kartoffeln sowie auf Wunsch Milchprodukte, Eier und Brot bekommen. Was das genau ist, entscheiden die Landwirte jede Woche aufs neue je nach verfügbaren Erzeugnissen. Mal gibt es einen Kopf Weißkohl, ein Kilo Möhren, etwas Zuckerhut (eine Salatsorte) und ein Pfund Zwiebeln, dann wieder völlig andere Gemüsesorten. Die Mitglieder kommen einmal pro Woche auf den Hof oder zu einer der Verteilstellen und suchen sich ihre Anteile zusammen. Dafür bezahlen sie einen Fixbetrag pro Monat, der jedes Jahr im Frühjahr festgelegt wird. Wer will, kann auch auf dem Hof mithelfen. Derzeit sind allerdings alle Anteile vergeben, und es gibt bereits eine Warteliste. Denn durch die Solawi haben Städter wohnen, die Möglichkeit, echtes Landleben zu genießen und garantiert regionale, biologische und saisonale Lebensmittel zu bekommen.