Wülfrath Grundschulstart: Pech oder Segen?

Wülfrath · . Es war eine große Überraschung für die Grundschulen, dass am kommenden Montag, 15. Juni, alle Klassen bereits vor den Sommerferien wieder in den Präsenzunterricht einsteigen sollen. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer sprach sich am Freitag vergangener Woche für die Änderung aus, die seitdem viel Diskussionsstoff in den Sozialen Medien geboten hat.

Berit Heinecke (l.) vom Schulleiterteam und Schulleiterin Birgit Haske müssen mit Zollstock und Sprühfarbe Wartepunkte für die Schüler auf den Schulhof sprayen.

Foto: Tanja Bamme

Nicht alle Eltern sind von dem plötzlichen Wiedereinstieg in den Unterricht begeistert. Die Sorge vor einer vorschnellen „Normalität“ und der damit verbundenen Ansteckungsgefahr ist präsent.

Doch was sagen die Schulen zu dem spontanen Fahrplanwechsel? „Eigentlich stand unser Konzept bis zu den Sommerferien. Wir haben uns auf den Wechsel zwischen Heim- und Präsenzunterricht gut eingestellt“, berichtet Birgit Haske. Die Schulleiterin der Lindenschule ist seit vergangenem Freitag gemeinsam mit ihrem Team dabei, ein neues Konzept zum Wiedereinstieg zu gestalten. „Wir tauschen uns mit den anderen Grundschulen aus und bekommen hilfreiche Unterstützung seitens der Stadt“, versichert sie. Ganz persönlich ist Birgit Haske jedoch zweigeteilter Meinung. „Für unsere Schüler freut es mich, dass sie endlich wieder alle gemeinsam am Unterricht teilnehmen können. Und das schneller als gedacht.“

Auch die vierten Klassen können, anders als zunächst angenommen, einen Abschied in angemessenem Rahmen feiern. Die Kehrseite der Medaille sind die damit verbundenen zusätzlichen Aufgaben. So befindet sich das Kollegium ohnehin gerade in der schwierigen Situation, Zeugnisse zu erstellen. „Wir haben auch einen Plan B entwickelt, wie die Beschulung aussehen kann, sollte es zu einer Corona-Ansteckung kommen. Daran müssen wir ebenfalls denken.“ Die Abstandsregel wird, ebenso wie es bereits bei den Kitas der Fall war, künftig ausgesetzt. Partner- und Gruppenarbeiten sollen also künftig wieder möglich sein.

Da an der Lindenschule vier Kollegen zur Risikogruppe gehören, sind Vertretungslehrer im Einsatz, haben für die Pandemie-Situation sogar Stunden aufgestockt. Für die Schüler hingegen gilt ab Montag wieder Schulpflicht. „Nur mit einem gültigen Attest, welches eine eigene Vorerkrankung oder eine Risikoperson im direkten Umfeld bescheinigt, dürfen Schüler zuhause bleiben“, erklärt Haske.

An der Freien Aktiven Schule blickt man dem Schulstart optimistisch entgegen. „Wir freuen uns auf die Kinder“, bestätigt Geschäftsführer Robert Freitag, der seine Freude auf gleich mehrere Säulen stützt. „Bei den Grundschülern hat die heimische Beschulung deutlich schlechter funktioniert als bei den größeren Schülern. Zudem ist es aus pädagogischer Sicht sehr sinnvoll, dass die Kinder zurück an die Schule kommen.“

Dass die Kleinsten schon jetzt ihre Schultage in vollen Zügen genossen haben, dessen ist sich Robert Freitag sicher. Tageweise fand die Beschulung schließlich schon in den vergangenen Wochen statt. „Eine Abstandsregel ist zudem kaum durchzuführen. Ich sehe das alles sehr positiv, die Zeit bis zu den Ferien wird uns helfen, wichtige Lehren für die Zeit nach den Ferien zu ziehen und direkt erprobter einsteigen zu können.“

Dass sich manche Eltern wegen des vorzeitigen Wiedereinstiegs sorgen, kann der Geschäftsführer der Freien Aktiven Schule zwar nachvollziehen, für ihn wiegen die pädagogischen Vorteile jedoch schwerer. „Die vierten Klassen können sich gebührend voneinander verabschieden, und das enorme soziale Bedürfnis der Kinder wird gestillt.“