Homberg: Mein Ratingen - Ein Herz für Alt-Homberg
Erika Münster leitet das Stadtarchiv und die Bücherei - und liebt Orte mit Geschichte.
Homberg. Es gibt Tage, an denen ist Erika Münster den Stadttrubel leid. Dann lädt sich die Büchereileiterin ihr Fahrrad ins Auto und fährt von ihrer Heimatstadt Essen aus in die Stadt, in der sie ohnehin die meiste Zeit des Tages verbringt: Ratingen.
Ihr Ziel ist der Parkplatz am Ostbahnhof. Hier schwingt sie sich auf den Sattel und radelt los. Durch die Stadt und durchs Angertal und irgendwann auch auf dessen Höhen. Und dann, nach einigen Kilometern und vielen Steigungen ist sie angekommen - an dem Ort, der für sie etwas ganz besonderes ist. Gemeint ist der Stadtkern Hombergs.
Da ist die alte Kirche St. Jacobus. Ihre Mauern sind schon über 800 Jahre alt. Ihr Turm ragt - auch aus der Ferne weithin sichtbar - weit über das Dorf hinaus. Doch da sind rundherum auch alte Fachwerkhäuschen, das alte Pastoratsgebäude, das Haus Meus, das einst während der Reformation den Protestanten als Versammlungsfläche diente. Und schließlich gibt es steinerne Bauten, die viel jünger sind.
"Es ist einfach wunderbar hier", sagt die 51-jährige Historikerin. "Hier ist ganz alte Struktur erkennbar, aber hier gibt es auch modernere Gebäude. Hier ist es ländlich und doch weiß man: Die Großstädte sind nah." In der Ferne sind Flugzeuge im Anflug auf Düsseldorf zu sehen. "Wenn wir das Dorf hinten in Richtung Hösel verlassen, sind wir auf der eigentlichen Zugangsstraße, über die Händler und Bauern einst das Dorf ansteuerten."
Als Erika Münster 1989 nach Ratingen kam, begann sie schnell, sich mit der Geschichte der Stadt und ihren Stadtteilen zu beschäftigen. Dazu gehörte auch die Geschichte Hombergs. Und während das Dorf heute ruhig, fast verschlafen in die hügelige Landschaft schmiegt, muss man sich das Leben hier vor etwas mehr als 100 Jahren viel lebendiger vorstellen. Da war Homberg ein kleines Handelszentrum für die Bauern im Umland - mit Geschäften, Gaststätten, Handwerkern. "Die dörfliche Struktur von damals ist noch gut erkennbar", sagt Erika Münster und deutet auf Hinterhöfe und Gässchen rund um die Dorfstraße.
Erika Münster hat Ratingen - und speziell Homberg und dessen Umgebung - in ihr Herz geschlossen. Schade, sagt sie, ist nur, dass die Hinterlandschaft des Dorfes ihr Gesicht verlieren wird. Der Grund: Der geplante Ausbau der Autobahn A44. Er wird die Gegend völlig verändern.
"Aber so ist auch das Leben", sagt sie. Und so sehr sie sich für Geschichte interessiert, so gerne sie forscht, Altes bewahrt - so deutlich sagt sie auch: "Ich bin weit davon entfernt, alte Zeiten zu verklären." Die Zeit sei eben nie stehen geblieben. Auch in Homberg nicht. Wenngleich man doch den Eindruck gewinnt, hier seien die Uhren irgendwie immer langsamer gegangen als anderswo.