Kinder lernen die Natur hautnah kennen
Der Hegering Wülfrath hatte Grundschüler im Rahmen des Projekts „Lernort Natur“ zu Besuch. Die staunten über Falken und Bussarde.
Wülfrath. Mit stoischer Ruhe saß Patia auf dem dicken Holzbalken. Die Steinadler-Dame hatte ihren Auftritt hinter sich und wartete nun geduldig, bis die nächste Kindergruppe an der Reihe war. Zusammen mit einem Großen Würgfalken und einem Harris-Habicht war Patia das Highlight der diesjährigen „Lernort-Natur-Veranstaltung“ des Hegerings Wülfrath. Seit 2005 bietet die Jäger-Vereinigung jedes Jahr allen Grund- und Vorschulkindern die Gelegenheit, Natur früh zu erleben und Zusammenhänge besser zu verstehen.
„Kinder verstehen am besten, was sie anfassen können“, sagt Axel Zobel, Obmann für Naturschutz und Lernort beim Hegering, der die Veranstaltung federführend organisiert hatte. Deshalb ist der Kurs sehr praxisorientiert, mit Spaziergang durch den Düsseler Wald, Präparate-Wagen und lebenden Tieren. Von Montag bis Mittwoch wurden über 350 Kinder jeweils zwischen 9 und 12 Uhr in Kleingruppen durch den Wald geführt. An jeder Ecke gab es etwas zu entdecken. „Der Ilex wächst bei uns in Hülle und Fülle, ist im Rest Deutschlands aber sehr selten“, erklärt Uwe Lindner und reißt ein Blatt ab.
„Am Ilex kann der Jäger erkennen, ob Rehwild in der Nähe ist“, sagt Lindner weiter, faltet das Blatt und beißt ein Loch hinein. Solche Löcher auf Hüfhöhe sind typische Bissmarken der Rehe, die das immergrüne Gewächs vor allem im Winter als Nahrung nutzen. Auch die Brennnessel sei eine sehr wertvolle Pflanze, aus der man Salate und Tees machen könne. „Ihr könnt mit euren Freunden eine Mutprobe machen“, schlug Uwe Lindner vor. Wenn man ein Blatt von unten greife, zusammenfalte und abreiße, komme man nicht mit den Nesselhaaren in Berührung.
Axel Zobel, Obmann für Naturschutz und Lernort beim Hegering
„Die Kinder sollen verstehen, dass alles mit allem zusammenhängt“, sagt Axel Zobel. Das fange mit den Regenwürmern an. Sie lockern den Boden auf, in dem Pflanzen wachsen, die pflanzenfressende Tiere ernähren. Die kleineren Tiere sind wiederum Nahrung für die größeren Raubtiere. „Nur wenn das alles stimmig ist, sind die alle da“, sagt Zobel und zeigt auf den Präparate-Wagen. Dort sind viele präparierte Tiere zu sehen, die in Deutschland heimisch sind - oder sein sollten — wie Wildkatze, Feldhase, Dachs und diverse Eulen. Nicht lebendig zwar, aber immer noch besser als auf einem Bild.
Zurück zu Patia. Patia gehört zu Falkner Franz Schnurbusch, der in seinem Leben schon Holzfäller, Revierförster, Hauptschullehrer und Sonderpädagoge war. Seit 20 Jahren kommt er aus Düsseldorf nach Wülfrath, um Kindern die Greifvögel näherzubringen. So habe der Bestand bis in die 1970er Jahre stark abgenommen. Nachdem zunächst Jäger und Falkner unter Generalverdacht gestellt worden seien, fand man schließlich heraus, dass das Insektizid DDT die Ursache war. Es verursacht bei Greifvögeln dünnere Eierschalen, so dass viele Eier zerbrachen und sich die Vögel kaum noch vermehrten. DDT wurde in Deutschland 1977 verboten. Seitdem geht es mit der Population wieder aufwärts. Die Kinder staunten und durften die Vögel auch selbst auf den Arm nehmen und tragen.