Kinder zeigen, wie’s früher war und führen durch's Museum
Neuerdings führen auch Grundschüler durch das Niederbergische Museum.
Wülfrath. Beherzt kniet Celina (9) sich vor den großen Trog. „So jetzt nehme ich diese Klappbugse, tauche sie in das Wasser, gebe etwas Kernseife dazu und fange an zu waschen“, sagt sie.
Als wenn sie regelmäßig Wäsche auf diese mühsame Art sauber machen würde, schrubbt die Grundschülerin das Stück Leinenstoff über das Waschbrett. Die Besucher im Niederbergischen Museum sind begeistert.
„Was für ein apartes Stück Stoff — sogar mit Spitze“, merkt Besucherin Ruth Krommes an. Alle müssen lachen. Zusammen mit Christa Hoffmann, der Geschäftsführerin des Museums, demonstriert Celina noch, wie man die altertümliche Unterhose zusammenlegen muss.
Zum ersten Mal lassen sich die Besucher am Samstagnachmittag einmal nicht von den Mitarbeitern des Museums durch die Ausstellung führen, sondern von zwei Grundschülerinnen. Die Idee, die Jüngeren den Älteren mal was erklären zu lassen, hatte Hoffmann selbst. „Die beiden Mädchen haben sich zuvor selbstständig ein paar Dinge herausgesucht, die sie besonders interessieren, und dann nach den Hintergründen gefragt“, sagt Hoffmann.
Die ebenfalls neunjährige Naemi begeistert sich vor allem für ein paar besondere Alben. Gezielt stürmt sie der Besuchergruppe in das folgende Zimmer voraus und holt ein altes Buch aus der Schublade des „Prahlhans“, einem großen und aufwändig verzierten Schrank. Sie legt es auf den Tisch und schlägt es gewissenhaft auf. „Früher haben die Leute im Sommer schöne Blüten gesammelt und gepresst. Wenn man dann mal Zeit hatte, wurden die Blüten eingeklebt“, erklärt Naemi und zeigt die zu kunstvollen Mustern arrangierten Blüten auf den vergilbten Seiten.
Naemi weiß auch vieles über die Entstehung und den Gründer des Museums: „Julius Imig hat das Museum vor 100 Jahren zunächst in ein paar leerstehenden Räumen der Parkschule gegründet“, erzählt sie den Besuchern. Aufmerksam lassen diese sich kein Detail der Führung entgehen. „Das ist ganz entzückend, das Museum auch mal mit den Augen der Kinder zu sehen“, sagt Ruth Krommes. Wenn die Mädchen sich mal nicht genau erinnern können, helfen die Erwachsenen gerne aus.
„In diesem Bett haben zwei Leute geschlafen“, berichten die beiden im Schlafzimmer und verweisen auf das große Familienbett. „Wirklich nur zwei? Und wo haben die Kinder geschlafen?“, hakt Besucher Manfred Banz nach. Verlegen zupfen die beiden an ihren traditionellen Kitteln. „Die haben auch mit im Bett geschlafen“, fügt Hoffmann noch schnell hinzu. Die Mädchen zeigen den Besuchern die „Hohe Kante“ im Bett, einem Versteck für wertvolle Gegenstände und Geld im Haus.
Und auf gar keinen Fall fehlen darf natürlich die Demonstration eines Klassikers im Bergischen Land: Im großen Kaminzimmer stemmt Celina ein altes Waffeleisen aus Eisen hoch. „Man klappte es auf, dann kam Teig rein und ab damit ins Feuer. Einmal wenden, damit beide Seiten braun werden, und dann konnte man die fertige Waffel mit einer Gabel rausholen“, zeigt die Drittklässlerin, wie man im 18. Jahrhundert Waffeln für die Kaffeetafel zubereitete.