Kletterturm führt vom Keller bis in die „Schatzkammer“

Das Treppenhaus der Freien Aktiven Schule in Wülfrath kommt in der Gestalt eines Kletterturms daher und lädt die Kinder zum Entdecken und Bewegen ein.

Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. Die Freie Aktive Schule Wülfrath (FASW) ist um eine Attraktion reicher: Am Samstag wurde der neue Kletterturm nach vierwöchiger Bauzeit offiziell eröffnet. Zu diesem Anlass gab es kleines Schulfest mit Kuchen und Grillwürsten, einen Flohmarkt und gleichsam einen Tag der offenen Tür im Grundschulgebäude. Bei schönem Wetter kamen viele Familien an die Düsseler Straße, um den Kletterturm anzuschauen und natürlich auszuprobieren, alte Spiel- und Kleidung zu verkaufen oder sich über das Konzept der Freien Aktiven Schulen zu informieren.

Die Freien Aktiven Schulen haben keine Dachorganisation, orientieren sich aber alle der Montessori-Pädagogik und entwickeln diese weiter. Deren Philosophie ist die selbstbestimmte Entwicklung vom Kind zum jungen Erwachsenen nach dem Motto: „Hilf mir, es selbst zu tun“. Die Schüler werden auf ihrem Weg von den Lehrkräften begleitet und unterstützt, jedoch nicht frontal unterrichtet.

Die FASW wurde 2005 von Robert und Kirstin Freitag als Eltern-Initiative gegründet. Die Freitags orientieren sich insbesondere an der Montessori-Auslegung von Rebeca und Mauricio Wild, die 1980 eine Grundschule und 1986 eine Sekundarschule in Quito/Ecuador eröffneten und die nichtdirektive Erziehung begründeten. Die FASW startete 2005 mit einer Grundschule in der Ellenbeek, zog vorübergehend ins Rathaus um und wurde 2007 um eine Realschule erweitert.

Seit 2013 befindet sich die Realschule um Gebäude des ehemaligen Krankenhauses und wurde 2014 in eine Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe umgewandelt. Im vergangenen Jahr verließ der erste Abitur-Jahrgang die Gesamtschule. Bereits 2008 wurde auf dem gleichen Gelände ein neues Gebäude für die Grundschule gebaut — privat finanziert und auf das Konzept der Freien Aktiven Schulen zugeschnitten. Die Schule soll ein Ort sein, wo man gerne lebt und lernt — und zwar beides im Einklang. Das Lernen findet in sogenannten Fachräumen oder „Lernbüros“ statt.

Robert Freitag, Gründer der FASW

Die Kinder besprechen montags mit ihren Mentoren die Lernziele für die Woche und entscheiden dann selbst, wann sie welche Fachräume aufsuchen und welche Projekte sie bearbeiten wollen. Noten gibt es erst ab der neunten Klasse, die Inhalte folgen gesetzlichen Richtlinien, und die Abschlüsse sind staatlich anerkannt.

Die Kinder hatten viel Spaß, nicht nur beim selbstbestimmten Lernen, sondern auch bei der Erkundung des Kletterturms. Wobei „Turm“ eigentlich nicht das richtige Wort ist. Es ist vielmehr ein kindgerechtes Treppenhaus, das in einem beim Entwurf der Grundschule schon vorgesehenen Schacht eingebaut wurde. Über Rampen und Kletterstufen, gesichert durch Seilnetze können die Kinder von der „Schatzkammer“ im obersten Geschoss neun Meter in die Tiefe und wieder hinauf klettern. „Wir glauben, dass Bewegung unheimlich wichtig ist“ erklärt Robert Freitag.