Wülfrath Kunsthandwerk im Leerstand

Wülfrath · Elf verschiedene Aussteller präsentieren jeweils am Wochenende ihre selbstgemachten Besonderheiten.

Ulrike Kick

Foto: Tanja Bamme

. Wer in diesen Tagen die Wülfrather Fußgängerzone besucht, der darf sich über vorweihnachtliche Lädchen freuen. Ulrike Kick hat mit ihrer Idee gleich vier Leerstände der Wilhelmstraße gefüllt und erfreut die Kalkstädter seit vergangenem Freitag mit einer Vielzahl an Kunsthandwerk. „Auf die Idee dazu bin ich während der Kommunalwahlzeit gekommen, als die Wülfrather Bündnisgrünen in kürzester Zeit die Leerstände füllen wollten. Ich habe daraufhin reagiert und bin selbst tätig geworden“, erinnert sich die Wülfratherin, die in diesem Zuge eine Vielzahl ihrer Kunsthandwerkskollegen mobilisiert hat. Insgesamt elf verschiedene Anbieter haben sich nicht lange bitten lassen und sind der Einladung nach Wülfrath gerne gefolgt. „Die Resonanz war so groß, dass ich eigentlich noch mehr leere Ladenlokale hätte füllen können“, berichtet die Initiatorin, die in diesem Zusammenhang ein Dankeschön an die städtische Wirtschaftsförderung schickt. „Ich bin die ganze Zeit super unterstützt worden.“

Die Besucher der Innenstadt sind neugierig auf das Angebot

Selbst steht Ulrike „Uli“ Kick im ehemaligen Lottogeschäft und verkauft Selbstgenähtes. Dafür nutzt sie ausschließlich alte Jeans, die sie auf ganz vielfältige Weise zu Kosmetiktaschen, Flaschenhalter, Kinderröcke oder Kissen umgestaltet. „Und die Resonanz ist gut. Die Besucher der Innenstadt sind neugierig und freuen sich über diese Alternative“, ist sie sich sicher.

Ihr gegenüber steht Christel Langenbruch aus Wuppertal. Mit ihren selbstgemachten Ölen, Essigen, Marmeladen und Likören trifft sie den Geschmack zahlreicher Wülfrather. „Eigentlich stehe ich in der Vorweihnachtszeit auf Weihnachtsmärkten, wie beispielsweise auf Schloss Burg. Aber in diesem Jahr fällt leider alles aus. Da bin ich sehr glücklich, dass Frau Kick auf mich zugekommen ist“, berichtet die Ausstellerin, die sich in der Wülfrather Innenstadt sofort heimisch fühlt. „Diese Stadt hat mit ihren Fachwerkhäusern einen ganz besonderen Charme.“

Nur wenige Meter weiter, in dem Leerstand neben der Geschäftsstelle der Wülfrather Gruppe, findet man Stephanie Gruchot, die gemeinsam mit ihren Kolleginnen Stefanie Roth und Romana Winter ausstellt. „Ich fertige alles an, wofür man Perlen benötigt“, berichtet sie und zeigt direkt eine Auswahl ihrer Handstulpen und Armbänder. Vor zwei Jahren ist die gebürtige Velberterin in die Nähe von Borken gezogen und nimmt in der Ausstellungszeit die Fahrzeit gerne auf sich. „Ansonsten findet in diesem Jahr nichts statt. Wir sind sehr glücklich, dass uns diese Alternative geboten wird“, freut sich die Ausstellerin, die von ihren anderen Raumnutzerinnen Zuspruch erhält.

Von großformatiger Kunst aus Gegenständen des Alltags

„Ich habe mich hauptberuflich auf das Filzen konzentriert und gebe eigentlich auch Workshops. Leider fand in diesem Jahr gar nichts statt“, ergänzt Stefanie Roth, die mit ihrem Verkaufsstand die Betrachter in ein wahres Feen-Paradies entführt. Ramona Winter hingegen hat sich vor über 25 Jahren auf die Fertigung von individuellen Glückwunsch- und Geldkarten konzentriert. „Jede Karte ist ein Unikat“, verspricht sie. 

Bei Andrew Briggs, der sich die Eckimmobilie neben dem ehemaligen Lottoladen gesichert hat, gibt es großformatigere Kunst zu sehen. Aus Alltagsgegenständen zaubert er individuelle Lampen. Sogar ein alter Fleischwolf bekam von ihm eine neue Wirkung zugesprochen. „Da hat sich meine Frau nicht sonderlich gefreut“, gibt der Künstler lachend wieder. Alte Instrumente dienen ebenfalls dazu, in warmem Licht zu erstrahlen. Des Weiteren findet man bei Andrew Briggs Kugelschreiber und Füllfederhalter aus verschiedenen Hölzern. Allesamt selbst hergestellt. „Besonders die Füller sind begehrt und gewinnen immer mehr an Wertschätzung“, ist sich der Ratinger sicher, der sonst in seiner Heimatstadt ausstellt.

Otto Grochtdreis hingegen ist ein Neuling im Kunsthandwerkergeschäft. „Ich würde mich auch nicht als Künstler bezeichnen“, verrät er. Seine abstrakten und meist auffallend bunten Werke stellt er gemeinsam mit Andrew Briggs aus. „Wenn die Resonanz der Kunden so anhält wie am ersten Tag, dann können wir diese Aktion als echten Erfolg verbuchen“, ist sich der Mettmanner sicher, der in dieser Idee noch einen ganz anderen Vorteil sieht. „Personen, die sich überlegen, eines der Ladenlokale zu mieten, können dieses ganz unkompliziert besuchen und es auch einmal ausgestattet mit Kunst sehen. Vielleicht sind es nach dieser Aktion weniger leere Ladenlokale in Wülfrath. Das wäre doch toll.“