Mega-Puzzle für den Schulstart
Fast 1000 Schüler in 17 Klassen, 80 Lehrer und 50 Räume muss Jürgen Blum für den Stundenplan des Wülfrather Gymnasiums koordinieren.
Wülfrath. Da ist er wieder: der Gong. Und mit ihm ein neues Schuljahr, das gleich am ersten Tag bei Schülern die ein oder andere Frage aufwirft: „Warum muss die Woche denn direkt mit Mathe anfangen?“
Stundenpläne, das kennt jeder, werden weniger herbeigesehnt, sondern erst mal kritisiert. Jürgen Blum, der stellvertretende Schulleiter des Gymnasiums Wülfrath, weiß das. „Es kam mal eine Schülerin zu mir, die sagte: ,Warum haben Sie Spanisch und Französisch hintereinandergelegt? Das bringt mich immer so durcheinander.’“
Die Antwort ist einfach, der Hintergrund komplex. „Es ist selten, dass ich frei entscheiden kann“, sagt Blum, der seit 20 Jahren Stundenpläne entwirft.
Fast 1000 Schüler in 17 Klassen und drei Jahrgangsstufen, 50 Räume sowie 80 Lehrer, von denen mehr als die Hälfte Teilzeitkräfte sind. Was Blum jedes Jahr mit Freude puzzelt, „könnte andere schon mal auf die Palme bringen“, sagt der 59-Jährige, der in Velbert wohnt.
Los geht es kurz nach Ostern. „Dann haben die Schüler ihre Fächer gewählt. Damit baue ich eine Schablone“, sagt Blum, der Fortbildungen und Seminare der Lehrer und Referendare berücksichtigen muss.
Zwei Wochen vor den Sommerferien stehen dann die ersten Blöcke. Wenn Blum auf seinem Computer eine einzelne Schulstunde anklickt, stecken dahinter bis zu fünf Lehrer. „Das ist bei den Leistungskursen der Oberstufe so“, sagt er. „Die laufen zeitgleich — wie in der sechsten Klasse Latein und Französisch. Nur dass dahinter dann zwei Lehrer stecken.“
In den letzten drei Ferienwochen geht es für Blum ans Eingemachte. Etwa eineinhalb Wochen bastelt er davon zu Hause am neuen Plan — häufig von morgens zehn bis Mitternacht. „Es geht zum Beispiel nicht, dass Mathe viermal in der sechsten Stunde stattfindet“ sagt er. „Da muss man Abwechslung schaffen. Es ist eine Fummelei.“
Hauptfächer sollten eher vormittags unterrichtet werden— alleine wegen der Konzentration. „Es darf keine zwei Hammertage nur mit Hauptfächern geben, so dass der Rest der Woche fast nur aus Nebenfächern besteht“, sagt Blum. „Für die fünften und sechsten Klassen gilt zudem, dass sie nicht so viele verschiedene Fächer und Lehrer an einem Tag haben.“
Die Jüngeren sollen nicht so viele Bücher tragen und sich nicht ständig umstellen müssen. Außerdem bräuchten die Inhalte Zeit: „Doppelstunden sind gewünscht. Selbstständigkeit kann man schlecht in 45 Minuten fördern“, sagt Blum. Bei Fremdsprachen ist es so, dass sie in einer Doppelstunde und in zwei Einzelstunden gelehrt werden — um Kontinuität zu schaffen.
In den Naturwissenschaften sind Doppelstunden Usus. „Wegen der Experimente“, sagt Blum. „Wichtig ist zudem, dass die Nachmittagsbetreuung für jede Klasse an einem festen Tag stattfindet, damit Familien planen können.“ Fürs Schwimmen gibt die Wülfrather Wasserwelt Zeiten vor.
„Am Ende muss alles verzahnt sein“, sagt Blum. Es kommt vor, dass etwas nicht so doll gelingt. Dann bekommt man schon mal schnell ein schlechtes Gewissen und macht es beim nächsten Mal anders.“ Wie bei Spanisch und Französisch hintereinander — das habe Blum, wie er sagt, eingesehen.