Mobile Küche der Diakonie: Jetzt wird im Reisebus gekocht
Bisher hatte das Angebot mit Raumnot zu kämpfen. Die gibt es dank der mobilen Küche nicht mehr.
Neviges. Gewissenhaft streut die sechsjährige Ivy Käse auf den Fladen mit Lachs und Spinat. Dann rollt Caterer René Linke den Teig zu einem Wrap und legt ihn auf den Grill. Mitschüler der Sechsjährigen streichen mit Eifer Senf und Schmand auf den nächsten Fladen — keine Zeit, um unwichtige Fragen zu beantworten.
Am Tisch nebenan probiert Daniel die Hähnchen-Nudeln von Tobias Koch, stellvertretender Küchenchef des Düsseldorfer Marriott Hotels. „Ich liebe Zucchini“, sagt der Erstklässler und pickt das Gemüse vom Teller.
Vor sechs Jahren hat das Diakonische Werk begonnen, mit Kindern zu kochen, ihnen leckere und gesunde Ernährung näherzubringen. Bisher musste man dazu auf leerstehende Wohnungen, Ladenlokale oder auf soziale Einrichtungen als Veranstaltungsorte zurückgreifen. Jetzt kann das Projekt überall stattfinden:
Mit der Velberter Stiftung „Lichtblick“ präsentierte die Diakonie am Parkplatz Auf der Beek den Kinder-Koch-Bus. Der umgebaute Reisebus soll künftig im 14-tägigen Rhythmus acht Standorte im Stadtgebiet anfahren. Zum Auftakt bereiteten Küchenchefs der Region mit Kindern der evangelischen Grundschule leckere Gerichte zu.
Vor eineinhalb Jahren hatte es die ersten Gespräche zwischen der Diakonie und der 2010 von Jürgen Schürmann und Ehefrau Martina gegründete Stiftung gegeben, berichtet Renate Zanjani, Leiterin des Kochprojektes. „Lichtblick“ engagiert sich mit christlicher Kinder- und Jugendarbeit, stellt zum Beispiel Absolventen des Freiwilligen Sozialen Jahres, die unterstützend an vier Velberter Grundschulen im Einsatz sind.
Die Stiftung hat rund 30 000 Euro in Kauf und Umbau des gebrauchten Doppeldeckers gesteckt: „Die Arbeiten selber haben ein halbes Dutzend Helfer in ihrer Freizeit ausgeführt“, erläutert Schürmann. Die Sitzplätze wurden von 100 auf 54 reduziert, Tische eingebaut, damit die Kinder das Selbstgekochte vor Ort essen können.
Das untere Stockwerk beherbergt eine Edelstahlküche mit Spüle und Herd, auf dem mit kleinen Gruppen gekocht wird. Ansonsten findet das Kochen mit umfangreicher Ausrüstung auf Klapptischen vor dem Bus statt.
An jeder Station soll es einen Kooperationspartner geben, der sich um die Betreuung und das Kochen kümmert. „Das können Kirchengemeinden sein oder Vereine“, sagt Schürmann. Der Kieferchirurg hat selbst den Bus nach Neviges gefahren, ansonsten fungiert Spediteur und Kuratoriumsmitglied Gerard Graf als Fahrer. Aber auch der Pfarrer der evangelischen Gemeinde wird sich regelmäßig hinters Lenkrad setzen, ein vierter Fahrer macht gerade den Führerschein.
Rund drei Stunden dauert jede Kochaktion, an der bis zu 22 Kinder teilnehmen. Selber etwas zuzubereiten, das auch noch schmeckt und so Erfolgserlebnisse für die Kinder schafft, ist ein Ziel des Projektes, betont Schürmann.
Darüber hinaus sollen die Kinder Ansprechpartner finden, an die sie sich mit Problemen wenden können — es gehe darum, nachhaltige Jugendarbeit zu leisten. Anfang Juli soll der reguläre Betrieb aufgenommen werden.