Ratingen: Hoffnung für den Blauen See
Im nächsten Jahr laufen alle Pachtverträge aus. Ein Gutachten zu Fauna und Flora scheint aber künftig eine bessere Nutzung möglich zu machen.
Ratingen. Still ruht der Blaue See: Das Wikingerschiff, mit dem im Sommer "Wickie" und seine Freunde wilde Schlachten geschlagen haben, dümpelt auf dem kleinen Teich vor der Naturbühne vor sich hin, die Fahrgeschäfte im Freizeitpark sind eingemottet, an der Imbissbude signalisiert der Rollladen: geschlossen.
Ein Hauch von Untergangsstimmung liegt über dem ganzen Gelände - und das ist nicht nur dem winterlich-trüben Wetter geschuldet. Die Gnadenfrist für den Freizeitpark läuft ab: Noch eine Saison lang gelten die Pachtverträge, dann ist Schluss. Es sei denn, die Stadt, der Kreis und der Eigentümer Graf Spee stimmen untereinander ein tragfähiges Konzept ab, das den vielen Pächtern Planungssicherheit und Perspektiven bietet oder neue Investoren anlocken könnte.
Was die Planungen am Blauen See besonders erschwert: Das Gelände ist als Natur- und Wasserschutzgebiet eingestuft. Und bisher gab es Bedenken, dass dort geschützte Pflanzen- und Tierarten vorkommen, was der Nutzung enge Grenzen setzen würde.
Ein entsprechendes Gutachten zur Fauna und Flora liegt jetzt vor - und scheint Entwarnung zu geben: Offenbar gibt es deutlich weniger geschützte Arten und Tabuflächen als bisher angenommen. "Ja, es gibt Spielräume", bestätigte Planungsamtsleiter Michael Hölzle auf WZ-Anfrage. Das will sich die Stadt aber vom Kreis bestätigen lassen, weshalb das Gutachten zur Stellungnahme dorthin weitergeleitet wurde. Liegt die vor, werde die Stadt ein Nutzungskonzeption entwickeln können.
Der Eigentümer des Geländes, der Graf von Spee, hält sich dabei zurück. "Was die künftige Nutzung angeht, sind wir völlig offen", erklärte Bernhard Richter, Geschäftsführer der Speeschen Verwaltung. "Wir werden den Prozess der öffentlichen Abwägung nicht beeinflussen und jede Entscheidung der Stadt akzeptieren."
Ideen für das Gelände gab es schon viele - vom Dinosaurierpark mit pädagogischem Ansatz bis hin zur Edelgastronomie mit Seeblick. Doch bis heute ist das Areal rund um den Blauen See ein touristischer Gemischtwarenladen geblieben. Einzig das Sommertheater auf der Naturbühne ist ein starker Publikumsmagnet. Doch auch die Theatertruppe hat nur noch eine Gnadenfrist: Sämtliche Pachtverträge laufen 2011 aus. Gibt es bis dahin kein schlüssiges Konzept oder einen verlässlichen Investor, gehen danach die Lichter aus.
Nach dem großen Erfolg von "Mein Freund Wickie" mit insgesamt 50 Aufführungen plant Theaterconcept jetzt schon für nächsten Sommer. "Zurzeit gibt es drei Favoriten", verriet Regisseur Ralph Reiniger: das Dschungelbuch, eine neue Pippi-Langstrumpf-Geschichte oder ein Abenteuer mit Michel aus Lönneberga. Reiniger weiß, dass ohne Geld und Konzept das Gelände am Blauen See keine Zukunft hat.
Er hofft auf Verlängerung des Pachtvertrags - mindestens um drei Jahre. "Wir haben schon viel reingesteckt und verbessert, aber immer mit gezogener Handbremse, weil wir nicht wissen, wie es weitergeht." Bei einem längerfristigen Vertrag würde er auch mehr sanieren, etwa die Garderoben und Toiletten. Auch die Bühne könnte weiterentwickelt und technisch aufgerüstet werden.