Ratingen: Lamprecht begeistert als Ganove Biberkopf
Der Berliner Schauspieler Günter Lamprecht las aus Döblins „Berlin Alexanderplatz“.
Ratingen. Manche Schauspieler bleiben an ihren Paraderollen regelrecht kleben und kommen nicht mehr von ihnen los. Das kann Fluch oder Segen sein, je nachdem, ob man mit dieser Rolle leben kann und will oder nicht. Günter Lamprecht hätte es schlechter treffen können, und er hat ganz offensichtlich keine Probleme damit, für viele immer der "Franz Biberkopf" zu bleiben.
Die Hauptrolle in Rainer Werner Fassbinders Fernsehfassung von Alfred Döblins Roman "Berlin Alexanderplatz" verhalf dem Berliner Schauspieler zu Weltruhm. Nicht zuletzt auch aufgrund seiner eigenen Leistung, denn seine Darstellung dieser komplexen Rolle trug nicht wenig zum Erfolg des Films bei.
Am Donnerstagabend nun schlüpfte Lamprecht wieder in die klobigen Schuhe des kleinen Ganoven Biberkopf, der gerade aus dem Knast entlassen wird und endlich ehrlich werden will. Lamprecht inszenierte den Roman als faszinierende Ein-Mann-Show - mit nichts als seiner unverwechselbaren Stimme und Schauspielkunst gerüstet gegen den Text Döblins.
Leicht vornüber gebeugt saß Lamprecht am kleinen Pult, das auf der großen Bühne des Ratinger Stadttheaters fast verloren wirkte. Eine Leselampe, seine Brille, sein Text - und schon riss er den gut besuchten Saal mit sich, zurück in die Zeit zwischen den Weltkriegen, in die pulsierende Weltstadt Berlin. Nur einige projizierte Filmszenen und die sparsam eingesetzte Filmmusik von Peer Raben halfen ihm dabei, die einzigartige Atmosphäre des Romans heraufzubeschwören.
Allein dieser Stimme, mal brüchig, mal zart, mal polternd, konnte man sich nicht entziehen. Bleibt zu hoffen, dass es zu zahlreichen weiteren Kooperationen zwischen den Veranstaltern des Tragödchens und dem Kulturamt kommt. Schon im Frühjahr soll es ein Wiedersehen mit Lamprecht geben: mit Heinrich-Bölls "Der Engel schwieg".