Rockmusik vom Feinsten zum Geburtstag

Die Musiker von WüRG feierten am Wochenende das 25-Jährige mit einem Open-Air-Festival und vielen Gästen.

Foto: Achim Blazy

Wülfrath. „One, two, one, two“, schallt es durch die Lautsprecherboxen und „Karl Stahl“-Gitarrist Tobi Stahl - Typ Rock’n’Roll- langhaarig, cool - hat ganz offensichtlich bei diesem kurzen Soundcheck Spaß „inne“ Backen. „Back in the USSR“, schreit er ins Mikro und wieder „One, two“ und grinst dabei, während dem Tontechniker durch die kurzzeitige Übersteuerung fast das Tablet aus der Hand fällt. Doch die Hunderten von Besuchern haben offensichtlich Spaß an der eigenwilligen kurzen musikalischen Einlage, prosten dem Gitarristen zu, lachen lauthals, die Stimmung ist entspannt, fröhlich.

„Karl Stahl“ sind vier Rockermusiker aus Wülfrath, Urgesteine, man kennt die Jungs. Auf sie und ihre qualitativ hochwertige Covermusik ist Verlass. Voller Vorfreude holen sich viele noch schnell ein Bier am überfüllten Stand und setzten dem Nachwuchs den mitgebrachten Kopfhörer auf. Denn es wird laut. „Die Band ist einfach klasse“, schwärmt auch Matthias Freund, der als Vorsitzender den Würg-Verein leitet, „die Musiker sind Mitbegründer von WüRG, es ist absolut selbstverständlich, dass die hier heute spielen.“

Der 39-Jährige lehnt an einem der zahlreichen Stehtische, lässt den Blick gleiten über das kleine Festivalgelände am Zeittunnel, beobachtet einzelne Situationen: kleine Kinder toben auf der Hüpfburg, Paare liegen auf dem Rasen und chillen, langhaarige Kuttenträger in Def Leppard- oder AC/DC-Shirts liegen sich in den Armen, ein älteres Ehepaar prostet sich mit einem Glas Wein zu. „Wenn ich das so sehe, merke ich, dass wir durch unsere regelmäßige Präsenz bei allen großen Stadtfesten wirklich in keine Schublade gesteckt werden, sondern uns alle offen begegnen und das ist toll.“

Tobi Stahl spielt die ersten Töne von „Crazy little thing called love“ an. Den Queenklassiker von 1977 kennt man, Rock’n’Roll vom Feinsten, die Menge swingt, darunter zwei Seniorinnen mit beeindruckendem Rhythmusgefühl. „Ready Freddie“, kreischt Sänger Uli ins Mikro, die Masse genießt die bekannten Coversongs. „Die sind einfach spitze“, schwärmt eine Besucherin und tanzt weiter.

Gary Moores „Walking by myself“ ist feinster Bluesrock, ebenfalls sehr fein interpretiert von den vier Wülfrather Rockmusikern. Es ist ehrliche Musik, der es aber leider auch in Wülfrath an Nachwuchs fehlt. „Wir heißen zwar Rockmusikverein“, erklärt Altrocker Rüdiger Frint und es klingt Wehmut in seinen Worten mit, „aber mittlerweile gibt es immer weniger Musiker dieses Genres. Leider“, setzt er hinzu.

VinKu, sein Sohn, selbst mittlerweile längst etabliert und bekannt in der Musikszene, nickt zustimmend. „Tatsächlich, in meinem Alter stehen die allermeisten auf Techno oder machen elektronische Musik“, sagt der 20-Jährige, der bereits am Nachmittag einen Live-Gig hatte und später noch mit den Wülfrath „All Stars“ die Besuchermassen begeistert hat. Gemeinsam mit Bruder Victor (Bass), Schwester Alexa (Gesang), Mutter Vera (Saxofon) und diversen anderen Musikern jammen sie jetzt „Hit the road Jack“ und andere große Musikstücke.

VinKu zeigt statt Kappe erstmalig überhaupt Haar - kurze blonde Dreadlocks, die ihm ziemlich gut stehen - und überhaupt ist in diesem Moment scheinbar alles gut in Wülfrath am Zeittunnel. Solange es zumindest noch ein oder zwei Hände voll guter junger Musiker gibt, die ehrliche, selbst gemachte Musik so sehr lieben, wie die Generationen davor, wird es auch in Wülfrath und mit WüRG weitergehen.