Rütteltest für Grabsteine
376 Grabsteine stehen auf den Friedhöfen in Wülfrath. Ob sie noch standfest sind, wird jährlich überprüft.
Symmetrisch, tropfenförmig, naturbelassen: Welcher Grabstein auch immer die irdische Ruhestätte eines Verstorbenen schmückt, muss sicher stehen. Weil die Witterung im Allgemeinen und Frost im Speziellen dieser Standfestigkeit zusetzen können, wird jährlich der Zustand der Grabmale geprüft. „Der Friedhof muss die Verkehrssicherheit herstellen“, sagt Bärbel Balzer, Mitarbeiterin der städtischen Friedhofsverwaltung.
376 Steine auf 376 Gräbern — liegende Grabplatten bleiben unberücksichtigt — gilt es zu überprüfen. „Das dauert zwei Tage, denn irgendwann lässt die Kraft nach.“ Damit meint die Verwalterin die zur Stemmprobe notwendige Energie. Die braucht aber nicht sie aufzubringen. Verantwortlich für die amtliche Rüttelprobe ist Friedhofsgärtner Jan Meyburg. Nein, extra Krafttraining in der Mucki-Bude musste er nicht absolvieren. „Ich habe auch nicht extra-gut gegessen.“ Die Hauptarbeit übernimmt ein weißes Helferlein, der Kipp-Tester.
Mit 500 Newton, was runden 50 Kilo entspricht, presst das Gerät zwei Sekunden lang gegen den Stein. Ist alles okay, ertönt am Ende ein quäkender Signalton.
Die ältesten Gräber datieren aus den 1940er Jahren, entsprechend in die Jahre gekommen sind ihre Grabsteine. „Durch die Absenkung des Unterbodens stehen die teilweise ein bisschen schräg“, erklärt der Friedhofsgärtner. Das ist nicht weiter bemerkenswert, wenn nur die markante Stelle zwischen Fundament und Betonkante stabil ist. „Das ist die Schwachstelle, an der es zu Mängeln kommen kann.“
Bewegt sich der Stein, dokumentiert Bärbel Balzer das in einer Liste. „Außerdem mache ich ein Foto“, auf den Wackelstein kommt ein gelber Aufkleber und per Post wird der Nutzungsberechtigte informiert, dass er etwas tun muss.
Standsicherheit verschaffen weder Kleber noch Silikon, „da muss der Fachmann ran“, nämlich der Steinmetz. Der ist sowieso gefragt, weil er mit der Aufstellung des Steins eine gewisse Garantie für dessen Lebensdauer gibt und somit erster Ansprechpartner bei Reparaturen ist.
Durchschnittlich zehn solcher Fälle gibt es bei der routinemäßigen Untersuchung. „Meist werden die Schäden entsprechend schnell behoben“, sagt Bärbel Balzer. Kniffelig wird es nur dann, wenn erst ermittelt werden muss, wer für die Pflege des Grabes verantwortlich ist. „Da ist schon mal Detektivarbeit nötig, um beispielsweise Verwandtschaft ausfindig zu machen.“