Tag des offenen Denkmals in Neviges Schloss Hardenberg ist voll mit Stützen

Besucher hatten jetzt die seltene Chance, einen Blick in das Innere des seit Jahren geschlossenen Haupthauses zu werfen.

Foto: Ulrich Bangert

Neviges . (uba) Anlässlich des Denkmaltages gab es die seltene Gelegenheit, mal wieder einen Blick in das Herrenhaus des Hardenberger Schlosses zu werfen, das wegen schwerer Baumängel vor 15 Jahren geschlossen wurde und nun auf die Sanierung wartet. Historiker Gerd Haun konnte in diesem Zusammenhang seinen Unmut über den Stillstand nicht zurückhalten: „4,4 Millionen Euro sind vom Bund bereitgestellt — es ist blamabel, dass es nicht weitergeht, schließlich ist es das älteste Bauwerk der Stadt.“

Nach dieser persönlichen Anmerkung ging der Experte in Sachen Lokalgeschichte auf die Historie des Herrenhauses ein. Wann genau das Schloss gebaut wurde, weiß man nicht, aber auf jeden Fall war den Grafen von Hardenberg, die durchaus vermögend und mächtig im Reich waren, die Alte Burg auf der Höhe nicht mehr gut genug. „Die brauchten ein Statussymbol“, meinte Haun und zeigte eine Zeichnung, wie der Bau ursprünglich ausgesehen haben könnte, bevor im Laufe der Jahrhunderte viele Veränderungen folgten.

Ziemlich sicher ist, dass die Herren von Hardenberg ihre ganze Herrschaft an die Grafen von Berg verkauften. „Meine These ist, dass 1354 das Schloss gestanden haben muss.“ Der Graf von Berg brauchte Geld, das Schloss wurde als Lehen vergeben. Die Herren von Bernsau sehnten sich in unruhigen Zeiten nach Sicherheit und ließen die Artellerieumwehrung bauen. „Hohe Mauern reichten nicht, man kam auf die Idee, die Mauern zu verstärken und von innen mit Wehrgängen und Geschützlöchern zu versehen, gleichzeitig wären anrückende Feinde von den Türmen aus beschossen worden. Ein perfektes Verteidigungssystem, das aber nie zum Einsatz kam.“

„Die Anlage ist einzigartig und hat eine überregionale Bedeutung über das Rheinland hinaus“, zitierte der städtische Denkmalschützer Rainer Helfers den Landschaftsverband Rheinland (LVR). Nach einem Brand am 13. Mai 1785 erhielt das Herrenhaus sein heutiges Erscheingsbild mit dem Mansardendach, das damals in Frankreich schon üblich war. Dann ging es endlich hinein ins Schloss, dass sich von innen als riesige Baustelle darstellt: Überall stehen Stützen und Streben, das Mauerwerk ist freigelegt. „Daran kann man schön die einzelnen Bauabschnitte feststellen“, so Denkmalpfleger Helfers, der so aufzeigen konnte, wo sich Kaminstellen befanden. „Mit seinen innenliegenden Aborträume war das Schloss sehr komfortabel. Über die Schächte gelangten die Exkremente in den Schlossgraben.“ Besichtigt wurde auch der Rittersaal, lange Zeit die gute Stube von Neviges, bis die gewaltigen Risse im Gewölbe unter dem Boden gefunden wurden. „Der ganze Keller steht voll mit Stützen, da kann man sich kaum bewegen“, so Helfers. „Die eigentliche Sanierung muss noch erfolgen.“ Der Fachmann deutete an, dass es schwierig sein wird, ein Nutzungskonzept auf die baulichen Bedingungen des Herrenhauses anzupassen. „Allein die verschiedenen Ebenen bereiten Probleme, ganz zu schweigen vom Brandschutz.“

Krönender Abschluss war der Abstecher in die Wehrgänge, die vollständig erhalten sind, aber es ist nur ein Teil begehbar, um so Fledermäusen eine Rückzugsmöglichkeit zu bieten.