Sportabzeichen: Wettlauf gegen die Zeit
Ist es leicht, das Sportabzeichen zu machen? WZ-Reporter Florian Schmitz testet sich und seinen Körper in fünf Disziplinen.
Wülfrath. „Man erkennt uns an den orangefarbenen T-Shirts“, hatte Frank Starke am Telefon gesagt. Tatsächlich sind Starke, seine Frau Marlies und Sohn Erik auf der Tribüne des Rheinkalk-Stadions am Erbacher Berg von weitem zu sehen. Eine Familie für den Stadtsportbund. Zusammen mit vier anderen Helfern nehmen sie die Prüfungen für das Sportabzeichen ab.
Das Wetter ist optimal für Sport — nicht zu warm, die Sonne hinter Wolken. Genau richtig, um die Prüfungen für das Sportabzeichen zu machen. Frank Starke erklärt. Es gibt fünf Kategorien: Schwimmfähigkeit, Sprungkraft, Schnelligkeit, Schnellkraft, Ausdauer. Teils kann ich wählen, welche Disziplin ich absolvieren möchte. Je nach Altersgruppe muss eine bestimmte Zeit oder Weite geschlagen werden. Warum jemand das Ganze tun sollte? „Um den inneren Schweinehund zu überwinden“, sagt Frank Starke lächelnd.
„Viele nehmen den Langstreckenlauf zum Aufwärmen“, sagt Starke. Das macht Sinn, denke ich, und gehe zur Laufbahn. Auf dem Rasen zieht Platzwart Jimmy Abukhater seine Kreise mit einem Mähfahrzeug. Der Wind pfeift über den Erbacher Berg. Von der anderen Seite ruft Starke „Auf die Plätze, fertig, los“ — und ich beginne den 3000-Meter-Lauf.
Nach jeder Runde gibt mir Starke Infos, wie viel Zeit ich habe. „Bin ich auf Kurs?“, frage ich hechelnd. „Ja“, meldet er. Zum Ende werden die Beine schwer und die Zeit ein Problem. „Jetzt noch mal anziehen“, ruft Starke bei der vorletzten Runde. Elf Minuten sind um, ich muss 14:30 unterbieten. Wenn Frank Starke sagt, ich soll anziehen, ziehe ich natürlich an. Der Schlussspurt bringt’s. Ich schlage die Zeit um zehn Sekunden — immerhin. Erste Disziplin geschafft! Aber ich merke, dass das mehr als nur Aufwärmen war.
Nun kommen die Sportarten, vor denen ich Respekt habe. Weitsprung und Kugelstoßen. Dunkle Erinnerungen an Bundesjugendspiele. Marlies Starke steht mit dem Maßband an der Sprunggrube. Anlauf, Absprung — ich lande auf dem Hintern. Vier Meter statt der nötigen 4,30 Meter. „Nicht so sehr auf den Absprungpunkt konzentrieren“, rät Marlies Starke. Gesagt, getan, geschafft! Ich knie vor unserer WZ-Fotografin und reiße die Arme in die Höhe, als hätte ich olympisches Gold gewonnen.
Die kalte Dusche kommt nebenan. Erik Starke drückt mir eine 7,5 Kilo schwere Kugel in die Hand. Wie ich sie 7,75 Meter weit bewegen soll, ist mir schleierhaft. Um die fünf Meter gelingen mir. Von der Laufbahn kommt Frank Starke. Er grinst, hat meine Bemühungen beobachtet. „Wenn Du die ersten Versuche sacken lässt und noch trainierst, ist das möglich“, sagt er optimistisch. Dann öffnet sich eine Hintertür: Statt des Kugelstoßens kann ich 100 Meter schwimmen. Ich lege die Kugel beiseite.
Vor dem 100-Meter-Lauf haben sich bereits erste Fans auf der Tribüne niedergelassen. Meine Ausbeute ist dennoch ernüchternd. Hinter einem Läufer, der angeblich deshalb mitmacht, damit ich schneller bin, komme ich ins Ziel. Das Ergebnis kommentiert Marlies Starke bemitleidend: „Das ist ja abartig“, sagt sie, nachdem sie mir die Zeit von 14,41 Sekunden nennt. Das Limit waren exakt 14 Sekunden.
Deshalb entschließe ich mich, es zum Abschluss noch mal mit einer längeren Strecke zu versuchen. 1000 Meter vor dem Feierabend. Hartes Brot. Durch die Nase atme ich längst nicht mehr, als ich die Zielgerade erreiche. Keuchend erfahre ich, dass ich die Zeit von 4:10 Minuten um zwei Sekunden geschlagen habe. Triumph! Jetzt fehlen nur noch zwei Schwimmprüfungen.